"Die Kinder schätzen es wert, dass sie zur Schule gehen dürfen." (Annelie Stötefalke von Arise Ghana e. V.)

Einen Zugang zu guter schulischer Bildung zu haben ist hierzulande eine Selbstverständlichkeit. Ganz anders verhält es sich in Ghana, wo Eltern bis vor wenigen Jahren noch Schulgeld zahlen mussten, um ihren Kindern Bildung zu ermöglichen. Da sich einerseits viele der vor allem sozio-ökonomisch benachteiligten Eltern diese Mehrkosten nicht leisten konnten, wurde vielen Kindern diese Möglichkeit verwehrt. Das Schulgeld für den Besuch an einer staatlichen Schule wurde 2017 zwar abgeschafft (NZZ), doch damit gingen andererseits neue Probleme einher bzw. wurden alte noch weiter vertieft, wie etwa die chronische Unterfinanzierung für Bildungsausgaben, überfüllte Klassenräume oder der Mangel an Lehrkräften und -material (Humanium). Private Schulen sind nach wie vor überwiegend kostenpflichtig. Auch die Qualität des Unterrichts sei vor allem an staatlichen Schulen stark verbesserungswürdig: "In Ghana ist Bildung eben sehr stark auf wiederholendes Lernen ausgelegt. Es wird vorgesagt und dann nachgesprochen. Die Kinder können also z. B. oftmals gar nicht rechnen, sondern Aufgaben auswendig vorsagen", erläutert Annelie Stötefalke, eine der Mitgründer:innen und Initiator:innen von Arise Ghana. Genau an der Schnittstelle dieser beiden Kernprobleme setzt Arise Ghana und Stötefalkes Arbeit an: "Und das ist unser Ziel: Eben auch individualisierten Unterricht und das eigene Denken anregende Lernen zu fördern. Hierzu streben wir auch an, mit dem Staat zusammenzuarbeiten anstatt aneinander vorbei", ergänzt Stötefalke.
Während ihres FSJs im Jahre 2014 wurde Stötefalke erstmalig mit den problematischen Zuständen für Kinder in Ghana konfrontiert und in ihr der Wunsch geweckt, nachhaltig etwas zu verändern. In Zusammenarbeit mit zwei Lehrkräften resultierte daraus die Idee und Umsetzung, den Verein "Arise Ghana e. V." zu gründen. Seit der Gründung 2014 hat sich viel getan und das Großprojekt, eine Schule in Ghana zu bauen, schreitet stetig voran.

Der Verein
Der Name "Arise Ghana" entspringt einem Lied, das die Kinder im Rahmen von Stötefalkes FSJ gesungen haben. In dem Lied wurde das motivierende und zum Handeln auffordernde Wort "Arise!" (dt.: "erhebe dich!" oder "steh auf!") mehrfach wiederholt. "Das ist auch unser Motto: Dass wir 'aufstehen' wollen, um gemeinsam was zu erreichen und als Modellschule und Vorbild für andere Schulen in Ghana zu stehen", berichtet Stötefalke. Diesem Motto haben sich inzwischen zahlreiche Menschen angeschlossen. Der Verein umfasst nun rund 78 Mitglieder, die größtenteils ehrenamtlich arbeiten und verschiedenste Aufgaben übernehmen, wie etwa die Geldakquise oder Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem arbeitet Arise Ghana mit dem staatlichen Programm weltwärts zusammen und entsendet seit 2022 jährlich zwei Freiwillige für ein Jahr nach Ghana, die sich dort aktiv und engagiert dem Projekt Schulbau widmen und als "Brücke" zwischen Deutschland und Ghana fungieren. Auch in Ghana konnten Kooperationen mit Partnern – Grow Ghana und das Krokobitey Institut – geschlossen und so das Hilfsnetzwerk erweitert werden. "Und wir haben seit zwei Jahren einen Manager in Ghana eingestellt", ergänzt Stötefalke. Dies habe die Entwicklung maßgeblich vorangetrieben, da dieser sich um die Aufgaben vor Ort kümmern kann. Insbesondere bürokratische Hürden seien so viel besser zu überwinden.

Großprojekt Schulbau
Vor allem für das Fortschreiten des Baus der Schule seien die Kontakte, die Präsenz vor Ort und die freiwilligen Helfer:innen unabdingbar. Auch die Professionalisierung im Laufe der letzten Jahre spiele hier eine wichtige Rolle, wie Stötefalke ausführt: "In Ghana muss man nicht Lehramt studiert haben, um Lehrer:in zu werden. Wir haben jetzt seit ungefähr 2–3 Jahren studierte Lehrkräfte und man merkt, dass der Unterricht seither an Qualität extrem zugenommen hat. Und das ist ja quasi das Kernelement, wofür wir das Ganze machen: Dass die Kinder gute Bildung erfahren." Derzeit wird noch in einem angemieteten Gebäude, das eigentlich ein Wohnhaus ist, gelehrt und gelernt. Doch das Grundstück für die Schule wurde bereits gekauft, ihr Entwurf zusammen mit einer Architektin gestaltet und Bauherren für den Bau engagiert. “Nun hoffen wir, dass wir bald anfangen können zu bauen", so Stötefalke. Mit dem Projekt sollen auch Kinder aus ärmeren Familien kostenlos die Chance erhalten, qualitativ hochwertige Bildung zu erfahren. Außerdem soll das eher an europäische Werte und Normen ausgerichtete Bildungssystem neu konzeptualisiert werden, indem sich die Kinder mehr mit der eigenen Region auseinandersetzen sollten, um so ein regionales Denken und Bewusstsein für regionale Ressourcen zu schaffen. Dies macht die geplante Schule von Arise Ghana für Stötefalke so einzigartig. Darüber hinaus ist ein IT-Lab vorgesehen, in dem die Kinder Kompetenzen für den Umgang mit Medien erlangen und das von Expert:innen von Grow Ghana angeboten wird.

Vernetzung & Fördermöglichkeiten
Es gibt vielseitige Wege, den Verein lang- oder kurzfristig zu unterstützen. Neben finanziellen Spenden lebt die Entwicklung des Projektes auch von den freiwilligen Helfer:innen, die in Form eines FSJs oder Praktikums aktiv den Schulbau vor Ort voranbringen. Ein FSJ über weltwärts ließe sich hier zudem staatlich anerkennen. "Außerdem hilft es auch, uns publik zu machen – das hilft uns extrem", führt Stötefalke fort. Ein reger Austausch und eine Kontaktaufnahme würden dem Verein ebenfalls helfen. Da auch eine stärkere Vernetzung in Ghana und zwischen Deutschland und Ghana angestrebt wird, können sich zudem gerne an einer Kooperation interessierte Organisationen an den Verein wenden. Eine weitere Besonderheit des Vereins und Möglichkeit, diesen finanziell zu unterstützen, ist die Marke "Donait". Die Marke bietet im eigenen Online-Shop nachhaltige und faire Kleidung an, aus deren Verkauf 12 % der Kaufsumme an dasjenige Projekt gehen, das die Käufer:innen am Ende des Prozesses selbst auswählen können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine Patenschaft von zehn Euro im Monat zu übernehmen und so dem Patenkind den Schulbesuch zu ermöglichen, mit ihm im Austausch zu stehen und es kennenzulernen.