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Bike Bridge e.V. – Wo das Fahrrad zur Freiheit wird


Bike Bridge Logo
© Bike Bridge

Bewegen, verbinden und stärken – Diesen Kernaufgaben widmet sich der im Jahr 2017 gegründete gemeinnützige Verein Bike Bridge e.V.. Wie der Organisationsname vermuten lässt, nutzen sie das Fahrrad als Mittel zum Zweck. Die drei Gründerinnen wollten Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund ein Sportangebot bieten und ihnen zu einer gestärkten Selbstbestimmung verhelfen. Wir haben ein Interview mit Gregor Falter, Skalierungskoordinator, geführt und durften einen Blick hinter die Kulissen werfen.


Der Weg zur Vereinsgründung


In Deutschland können Schüler:innen ihren Fahrradführerschein bereits in der Grundschule machen. Eine der Gründerinnen, Shahrzad Mohammadi, hatte diese Möglichkeit in ihrem Heimatland nicht. Die Sportwissenschaftlerin kommt aus dem Iran, wo Radfahren für die weibliche Bevölkerung in der Öffentlichkeit seit 2017 sogar verboten ist. Diese Möglichkeit bleibt Frauen in vielen anderen Ländern ebenfalls verwehrt. Heute ist sie passionierte Rennradfahrerin. Im Jahr 2015 besuchte sie die Flüchtlingsheime, die aufgrund der Flüchtlingskrise bis auf den letzten Platz belegt waren. Dort musste sie feststellen, dass Freizeitangebote für Frauen fehlten, während die Kinder mit den Vätern draußen Sport trieben. In ihrer Wahlheimatstadt Freiburg rief sie als Antwort darauf mit ihren Partnerinnen Lena Pawelke und Clara Speidel 2016 das ehrenamtliche Pilotprojekt „Bike Bridge“ ins Leben – Das Fahrrad als Brücke zu mehr Freiheit. Zunächst gab es das Angebot ausschließlich in Freiburg. Über die Jahre hinweg wurden und werden immer mehr Standorte auch über die deutschen Grenzen hinaus erschlossen. Das Angebot wurde so gut aufgenommen, dass sie 2017 den Deutschen Hertie Integrationspreis gewonnen haben. Am 29. November desselben Jahres wurde aus dem ehrenamtlichen Projekt der Verein gegründet. Die Gewinnsumme in Höhe von 50.000€ schuf hierfür die nötige Basis. Der Verein erarbeitete Fundraising-Strategien und besprach Expansionsplanungen. Inzwischen ist das hauptamtliche Team auf über 10 Mitglieder gewachsen. Jedoch sind „die Ehrenamtlichen der Kern, ohne die würde das Konzept nicht funktionieren.“


Das Bike & Belong Konzept


© Bike Bridge - Juliane Guder


Bei Bike Bridge sind Frauen jeden Alters dazu eingeladen, den Radsport zu entdecken und neue Bekanntschaften zu schließen. Aufgrund der wissenschaftlichen Herangehensweise der Gründerinnen kann das Konzept stetig verbessert und an die Bedürfnisse der Teilnehmer:innen angepasst werden. Durch diesen Reflexionsprozess wurde unter anderem eine Kinderbetreuung ins Leben gerufen. Während des Trainings passen ehrenamtliche Mitarbeiter:innen auf die Kleinen auf. Unser Interviewpartner hat hierbei am Kölner Standort auch schon ausgeholfen. Wenn er nicht grade im Hintergrund die Fäden zieht, taucht er auch gerne mal in die Praxis ein: „Dafür mache ich das halt auch. Alle sind voll gut drauf und freuen sich richtig drauf, dann zu diesem Training zu gehen und an sich und am Fahrradfahren zu arbeiten. Das ist schon schön. Ich stehe auch hundertprozentig hinter dem Konzept und der ganzen Idee.“

© Bike Bridge - Peter Herrmann



Was für die meisten von uns zum Alltag gehört, wird ier zum lebensverändernden Ereignis. Denn es geht bei den „Bike & Belong“ Kursen um viel mehr als das Fahrradfahren. Die Vorteile des Fahrrads sind ebenso vielfältig wie die Geschichten der teilnehmenden Frauen. Als Fortbewegungsmittel öffnet es neue Möglichkeiten in Sachen Mobilität, das Training hält den Geist und Körper fit und aufgrund der Gemeinschaft können neue Menschen und Kulturen kennengelernt werden. So gelingt die Integration und aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die neu erlernte Fähigkeit ermöglicht, auch lange Strecken flexibel und kostengünstig zurücklegen zu können und zeitlich ungebunden zu sein. Gregor Falter erfreut sich persönlich am meisten an der frischen Luft und darüber, Zeit zum Nachdenken zu haben.


Angebotsvielfalt bei Bike Bridge


Gregor Falter hat uns einen Einblick in den typischen Ablauf der „Bike & Belong“ Trainingseinheiten geboten. Um das Angebot möglichst vielen Frauen zugänglich zu machen, ist es kostenlos. Es wird während der Saison (Mai-Oktober) sechs bis acht Wochen lang, einmal die Woche, an der frischen Luft trainiert. Gemeinsame Pausen bieten Platz für den interkulturellen Austausch. Das Ziel ist, dass alle am Ende sicher im Sattel sitzen. Erfolgreiche Teilnehmerinnen und Trainer:innen erhalten am Ende ein Zertifikat und wenn möglich wird ein Abschlussevent veranstaltet. Wenn genug Spendenräder vorhanden sind, können Teilnehmerinnen diese für einen vergünstigten Preis abkaufen. So können sie bei Interesse direkt an dem vielseitigen offenen Angebot teilnehmen. Der Verein bietet unter anderem Reparaturkurse und Ausflüge an. Diese ganzheitliche Vorgehensweise lässt Personen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen bei Wind und Wetter zusammenkommen.

© Bike Bridge


Neben dem Bike & Belong Angebot für Frauen bietet der Verein rund ums Fahrradfahren eine Kursvielfalt für andere Zielgruppen an: Radeln ohne Alter, Miteinander statt nebeneinander und das Bike Café.


Darüber hinaus geben sie ihre Expertise für externe Interessenten, sowie der Caritas Verband in Fulda, weiter – Während der Pandemie fanden ausschließlich virtuelle Workshops statt. Im Endeffekt haben sich laut Gregor Falter jedoch die Schulungen vor Ort bewährt und werden nun bevorzugt durchgeführt. Ein klarer Vorteil ist, dass Übungen so praktisch trainiert werden können.


Wie Du Teil der Initiative werden kannst


Acht Frauen mit Jutebeuteln, die einen Aufdruck des Bike Bridge Logos haben. Vor ihnen steht symbolisch ein rotes Fahrrad.
© Bike Bridge

Schwingst Du Dich im Sommer gerne auf das Fahrrad und erledigst ein paar Besorgungen oder fährst mit Freunden an den See? Dann ist vielleicht die Arbeit der ehrenamtlichen Trainer:in etwas für Dich. Es werden auch für andere Stellen stets engagierte Personen gesucht. Sachspenden, wie Fahrräder und Helme werden ebenso gerne gesehen, wie Geldspenden. Alle weiteren Infos findest du auf der Website.


Was bedeutet Fahrradfahren für Dich? Erzähle uns von deinen persönlichen Erfahrungen in den Kommentaren.


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