Das Frauenforum Backnang
Das Frauenforum Backnang hat sich vor allem eins auf die Fahne geschrieben: Frauen stärken und "eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen politischen, wirtschaftlichen, ökologischen, sozialen und kulturellen Fragen zu verwirklichen". Hierbei dient der Verein hauptsächlich als Dachverband für viele andere Organisationen im Raum Stuttgart und versucht, engagierte Frauen zusammenzubringen, um sich für gemeinsame Ziele einzusetzen.

© Frauenforum Backnang
Die Vereinsgeschichte
Die Idee des Vereins entstand bereits während des Kommunalwahlkampfs 1989/90, als sich mehrere Organisationen und Frauengruppen zusammentaten, um den Internationalen Frauentag zu feiern und auszurichten. Gründerin Ursula Hefter-Höfeborn trommelte immer mehr Menschen zusammen und der lose Zusammenschluss wuchs über die Jahre und richtete noch mehr Veranstaltungen aus. Im Zuge dessen kam dann auch die Idee auf einen Dachverband ins Leben zu rufen, welcher die Vereine und Menschen unter eine gemeinsame ‘Flagge’ stelle, um sich als größere Gruppe besseres Gehör zu verschaffen. Allerdings wurde dieser Vorschlag nicht überall gut aufgenommen. So waren manche Mitglieder besorgt über die mögliche Starrheit eines solchen Vereins, der durch seine bürokratischen Strukturen oft auch hinderlich sein kann. Im Jahr 2008 gründete sich der Verein schließlich offiziell.
Arbeit des Vereins heute
Heute arbeitet der Verein noch immer als Dachorganisation für alle Frauenbewegungen rund um Backnang in Baden-Württemberg. Unter dem Motto: “Vernetzen, Verbünden, Verbinden” treten sie zusammen für die Stärkung von Frauen in ihrer Umgebung und auch überregional ein. So sind beispielsweise Zusammenschlüsse wie die Stuttgarter Frauen Teil der 75 Mitglieder. Zusammen konnten sie sich so auch jeweils einen Platz im Baden-Württembergischen Frauenrat sichern. Hier kann sich die Gruppe für eine Reihe politischer Ziele einsetzen, welche Frauen in der Gesellschaft stärken sollen. So setzen sich die Mitglieder für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein, um es Menschen zu ermöglichen, eine Karriere einzuschlagen und ihre eigenen Träume zu verwirklichen, ohne eine Zukunft mit eigenen Kindern aufgeben zu müssen. Ein weiterer Zweck, für den das Frauenforum sensibilisiert, ist die geschlechtsspezifische Medizin. Die moderne Medizin forscht bei neuen Therapiemöglichkeiten oder Medikamenten immer auf Grundlage des männlichen Körpers. Bei der Entwicklung solcher Maßnahmen wird demnach immer ein ca. 75 Kilo schwerer Mann als Beispiel Patient genommen. Die Therapie ist also auf den so genannten “Einheitsmensch” angelegt, der allerdings 50 Prozent der Bevölkerung nicht mit einschließt. Die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin geht sogar so weit zu sagen, dass 50 Prozent der Menschheit nicht verstanden seien und dass die bisherige Forschung auf die Hälfte der Bevölkerung nicht übertragbar sei (NDR) Um dies zu ändern und vor allem um Menschen über diese Situation aufzuklären macht das Frauenforum auf einen VHS-Kurs zum Thema auf ihrer Webseite aufmerksam.
Veranstaltungen
Der Verein organisiert viele Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten frauenpolitischen Themen. Die Bandbreite ist sehr groß, es finden sich Stammtische, Disskusionen, Erzählcafés, Lesungen bis hin zu Limes-Führungen. Das Forum arbeitet aber auch am Frauenwirtschaftstag in Baden-Würtemberg mit welcher vom Ministerium veranstaltet wird. Dieses Jahr wollen sie Bürgermeisterinnen einladen um mit ihnen über ihre Arbeit und ihre Verantwortung in vielen Bereichen (wirtschaftlich, kommunal, ökologisch...) zu sprechen. Auch der Weltfrauentag und der Tag gegen Gewalt an Frauen wird jedes Jahr vom Frauenforum programmatisch begleitet. Die Vorsitzende Jutta Rieger-Ehrmann erzählt uns auch von einer laufenden Vortragsreihe über politisch wichtige Frauen, beispielsweise Anna Haag. Sie war eine der ersten Frauen im Baden-Württembergischen Landtag und in dessen Verfassungsgebenden Landesversammlung und setzte sich dort maßgeblich für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein. Während der Zeit des NS-Regimes schrieb sie außerdem einige geheime Tagebücher und übte subversiven Widerstand mit ihren Freunden. (Fembio) Auch mit dem lokalen Theater arbeitet der Verein zusammen und inszeniert u. A. das Stück “Der Gänsekrieg” mit. Im Zuge der Mitarbeit im Frauenrat Baden-Württemberg engagiert sich der Verein auch bei der Aktion #ROTLICHTAUS gegen Sexwork. Ziel der Aktion ist es Prostitution in Deutschland zu verbieten und ein Sexkaufverbot einzuführen.
Das größte Problem, das sich dem Verein im Moment stellt, ist der Nachwuchs. Die Mitglieder sind im Schnitt 50-60 Jahre alt und schon seit Jahren im Verein aktiv. Das Anwerben von neuen Mitgliedern bereitet ihnen allerdings Schwierigkeiten. Insbesondere während der Pandemie war es vielen Organisationen auch im Verband nicht möglich, aktiv zu sein. Die Verbandsführung berichtete uns, dass viele Gruppen inaktiv wurden, da Veranstaltungen abgesagt werden mussten oder Treffen nicht stattfinden konnten. So sucht die Organisation dringend nach jungen, motivierten und engagierten Mitgliedern, um ihren Zielen und Aktionen neuen und frischen Wind zu verleihen. Perspektivisch möchte der Verein auch mit den Partnerstädten von Backnang in Frankreich, England und Ungarn zusammenarbeiten, die Kommunikation gestaltet sich allerdings bisher noch schwierig. Auch Räumlichkeiten stellen ein Problem dar, da es keine öffentlichen Räume gibt, die von dem Verein genutzt werden könnten. So beschränken sich die Treffen auf einen Stammtisch und eine monatige Online-Sitzung und die Kommunikation per E-Mail.
Interessierte können jederzeit zum offenen Stammtisch des Vereins kommen. Dieser findet jeden ersten Montag in jedem ungeraden Monat(Januar, März…usw.) im Gasthaus zur Uhr in Backnang um 19:30 statt und ist offen für jeden, dem Frauenpolitische Themen am Herzen liegen. Weitere Informationen über anstehende Veranstaltungen und eine Kontaktmöglichkeit finden Sie hier.