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Bühne frei für: JUSTUS Wiesbaden e.V.

Aktualisiert: 20. Jan.

JUSTUS Wiesbaden e.V. wurde 2013 von Oliver Wronka und Stefan Schletter gegründet. Seither setzen sich die ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Vereins für die Förderung der gerechten Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am kulturellen Angebot ein. So können sie unter anderem Theaterbesuche für Schulklassen ermöglichen oder Projekte realisieren, die das gleiche Ziel verfolgen. Die beiden Gründer haben mittlerweile den Vorstandsvorsitz im Jahr 2021 Sophie Pompe anvertraut. Wir durften ein Interview mit ihr führen und mehr über die Arbeit des Vereins erfahren.


Vereinsgeschichte


JUSTUS Wiesbaden e.V. Logo
© JUSTUS Wiesbaden e.V.

Der Beweggrund für die Gründung war die zuvor geleistete Arbeit der Gründer. Passend zum jeweiligen Weihnachtsmärchen am Hessischen Staatstheater produzierten sie Hörspiele und verkauften die Aufnahmen im Anschluss. Den Erlös spendeten sie an UNICEF – bis zum Gründungsjahr. Ab diesem Zeitpunkt setzten sie den finanziellen Gewinn regional in Wiesbaden für das Ziel ein, Zugänge zu Kunst und Kultur zu schaffen. Denn selbst wenn die finanziellen Mittel vorhanden sind, um Theaterbesuche für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen, kann das Bewusstsein für derartige Freizeitangebot fehlen. Die Hintergründe dieser jungen Menschen unterscheiden sich somit nicht nur in der finanziellen, sondern auch in der kulturellen Vorbildung. JUSTUS Wiesbaden e.V. engagiert sich dafür, die Bandbreite zu erweitern und eine Alternative beispielsweise zum Sportangebot abzubilden und sichtbar zu machen. Einer der Gründer, Oliver Wronka, ist bis heute aktiv als handelndes Mitglied im Verein. Bis 2014 war er Leiter des jungen Staatstheaters Wiesbaden. Der Name des Theaters kann offiziell mit dem Akronym JUST abgekürzt werden. Laut Sophie Pompe steht der Name Justus für „der Gerechte“. Hieraus bildeten sie den Vereinsnamen.


Ehrenamt im Fokus


Das oben abgebildete Logo mit dem grünen Sittich fällt direkt ins Auge. In Wiesbaden werden Halsbandsittiche als Ziervögel in Parks und Gärten gehalten. Ihr farbenfrohes Federkleid erinnert symbolisch an die bunte Vielfalt des Theaters und der ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Denn ohne die Ehrenamtlichen würde das Vereinskonzept nicht funktionieren. Die Organisation lebt von den individuell eingebrachten Talenten. Sie schaffen gemeinsam Motivation für den guten Zweck. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit öffnen sich die Türen des Hessischen Staatstheaters und laden Groß und Klein zum Weihnachtsmärchen ein. Für die Ehrenamtlichen bedeutet das eine aktive Zeit. Auftritte müssen gespielt, Hörbücher aufgenommen und Artikel verkauft werden. Denn neben den Aufnahmen, die auch als Download erhältlich sind, werden auch Programmhefte, Plakate, Sticker, Buttons und Familienkalender angeboten.


Bisherige Erfolge


JUSTUS Wiesbaden e.V. hat in der Vergangenheit eine Reihe von Erfolgen verzeichnen können. Darunter zählt beispielsweise der Verein Theaterpaten e.V., der dort entstanden ist und sich dann selbstständig etablierte. Außerdem konnten sie als Förderpartner vor einem Jahr die Anstoßfinanzierung einer Theater AG für einen Zeitraum von zwölf Monaten sicherstellen. Inzwischen hat die Schule es geschafft, die Finanzierung der AG selbst zu übernehmen. Der Verein wünscht sich von der breiten Öffentlichkeit eine höhere Wahrnehmung davon, dass es solche Angebote noch in der „Farbe der Schule“ braucht.


Während der Anfangszeit der Corona Pandemie musste eine Zwangspause eingelegt werden. Durch die Schulschließungen bestand keine hohe Nachfrage und somit ein verringerter Finanzierungsbedarf. Folge davon war, dass kein Weihnachtsmärchen produziert werden konnte. Als Alternative und um die kulturellen Erfahrungen nicht zu vernachlässigen, wurden Online-Lesungen organisiert. Diese werden nun auch im neuen Normal weitergeführt. Mittlerweile finanziert diese nicht mehr der Verein, sondern das Theater. Sophie Pompe ist sehr froh, wieder in den gewohnten Rhythmus zu kommen. Für die Vorstandsvorsitzende ist es am schönsten, nach dem Auftritt mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Insbesondere, wenn dabei Geld für den guten Zweck gesammelt wird.


Theater in der Schule


Trotz der erfüllenden und wichtigen Arbeit bleibt der direkte Dank häufig aus. Dies ist unter anderem auf die meist diskrete Vorgehensweise der Leher:innen zurückzuführen. Sie fragen bei JUSTUS Wiesbaden e.V. an, ob es eine Möglichkeit der finanziellen Entlastung für einzelne Schüler:innen oder die ganze Klasse gibt. Ein Vorgang, der sich nur im Hintergrund abspielt. Im Vordergrund initiierte der Verein den Besuch von Schauspieler:innen in Schulen, die aus klassischen Werken vorlesen. Bei diesen Lesungen sollen die Sachen auf dem Papier lebendig werden. Die Kinder sollen sich in ihrer Kreativität ausprobieren können und sich entfalten. Sie werden angeleitet, Textpassagen in verschiedenen Stimmlagen selbst zu lesen. Dieses kleine Schauspieltraining ermöglicht, die Werke auf eine neue Art und Weise zu erleben und ihre eigene Beziehung zu ihnen aufzubauen. Es soll zum Nachdenken und zur Selbstreflektion anregen. Durch diese Möglichkeit kann Theater in den Unterricht integriert und Kinder spielerisch an die Welt der Theaterkunst herangeführt werden. Solche Begegnungen zwischen den Menschen und der anschließende Austausch sind es, die das Theater zu einem einzigartigen Erlebnis machen.


© Pexels - Tobit Nazar Nieto Hernandez


Besonderheiten des Theaters


Im Bereich Kunst und Kultur gibt es eine Vielzahl an Angeboten, doch dieser Verein hat sich entschieden, das Theater in den Fokus zu stellen. Meine Interviewpartnerin brennt für das Theater und erklärte mir dessen Besonderheiten. Theaterbesuche sind wichtig für die allgemeine Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie können aktivieren und Emotionen vermitteln. Besonders während der Pandemie ist der Unterschied zwischen einer Theateraufführung in Präsenz und einer Videotheateraufführung deutlich geworden. Eine Live-Aufführung bietet die Möglichkeit, sich direkt mit den Schauspieler:innen zu identifizieren. Die Erfahrung dieser Momente ist intensiver, da es in der Regel keine Ablenkungen gibt. Außerdem führt der Austausch nach Theaterbesuchen zu einer anderen Verbindung als per Video. Sophie Pompe liebt diesen Austausch. Häufig trägt sie hierbei noch ihr Kostüm und mischt sich mit ihren Schauspielkolleg:innen unter das Publikum. Die Gespräche erschaffen eine ganz besondere Verbindung. Kultur definiert sie als wichtigen Bestandteil des Lebens, ohne den alles weniger schön wäre. Der Verein möchte weiterhin regional tätig bleiben und hat keine Expansionspläne. Er wünscht sich jedoch, dass sich das Konzept verbreitet. Als Vorbild nannte Sophie Pompe den Kunstraum-Westend e.V.. Dieser Verein hat das Projekt Kunst-Koffer ins Leben gerufen. Sie haben ihr Konzept in Deutschland bereits an über 15 Standorten etabliert.


Engagiere Dich!


Interessierte für Projekte oder für das Ehrenamt können eine unverbindliche E-Mail an den Verein schreiben. Derzeit fehlen jedoch für Projektanfragen die eigenen Personalressourcen, insbesondere in Bezug auf Förderanträge. Viele ehrenamtlich Engagierte sind im Verkaufsbereich tätig. Für die Erfüllung dieser Aufgaben bräuchte es somit eine feste Stelle, die der Verein momentan nicht hat. Allerdings ist er offen für Anfragen, wenn ein Teil der notwendigen Schritte selbst übernommen werden. Theaterliebhaber und Unterstützer können über die Website auf dem aktuellen Stand bleiben und spenden.

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