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LebensMittelPunkt e.V. Babenhausen: “Der Mensch steht im Mittelpunkt.”

Aktualisiert: 15. Aug. 2022

Aktuelle Kriege sorgen dafür, dass unzählige Menschen ihr Land verlassen und flüchten. Vielen Menschen fällt es schwer, sich plötzlich an ein komplett neues Umfeld und an eine andere Kultur anpassen zu müssen. Viele dieser Menschen gehören jetzt zu den Bedürftigen des Landes. Laut einer Statistik aus dem Jahre 2020 erhielten in Deutschland insgesamt rund 508.200 Personen Leistungen nach dem 5. bis 9. Kapitel SGB XII. Aufgrund der jahrelangen steigenden Anzahlen von bedürftigen Menschen beruften Bürger:innen aus Babenhausen, Hessen einen Verein ins Leben. Der Verein LebensMittelPunkt e.V. (LMP) wurde im Februar 2011 gegründet. Ausdrücklich erwähnt werden muss, dass diese Gründung jedoch durch einen Spender ermöglicht wurde.


Der Verein ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein, der über 75 Mitglieder und ca. 50 ehrenamtlichen Helfer:innen zählt. Knapp 60% der Helfer:innen sind seit über 8 Jahren Teil des Vereins. “Unsere Helfer:innen sind die, die sich jede:r Arbeitgeber:in wünscht, weil sie zuverlässig und pünktlich sind. Sollte irgendetwas dazwischen kommen, melden sie sich rechtzeitig. Wenn ihnen bewusst ist, dass viel los ist, kommen sie schon viel früher.”, so der erste Vorsitzende Manfred Müller lobend.


“Der Mensch steht im Mittelpunkt” spiegelt das Motto des Vereins wieder. “Egal ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, egal welcher Nationalität oder welchem Glauben unsere Kunden angehören, für uns zählt nur der Mensch, die Person, die Hilfe und/oder Unterstützung gebrauchen kann. Hier wollen wir tätig sein und mit den uns zur Verfügung stehenden Mittel helfen bzw. unterstützen, die die Betroffenen in Anspruch nehmen sollen. Jedem von uns kann es passieren, in eine Situation zu geraten, wo man Hilfe gebrauchen kann. Und diese wollen wir geben!”, erklärt Manfred Müller.


Aufgrund der noch aktuellen Corona Pandemie musste sich auch im LebensMittelPunkt einiges verändern. Vorallem die Tagesabläufe vor und während der Pandemie haben sich erheblich verändert.

In Zeiten vor Corona wurden die Kunden an der Schlossgasse begrüßt und stellten sich innerhalb einer Reihe an. Am Empfang wurden alle Kunden nach und nach angemeldet. Dabei müssen Bescheide vorgelegt werden, damit die Daten erfasst werden können. Zur Einkaufsberechtigung sind sämtliche Nachweise der Bedürftigkeit in Form von Bescheinigung SGB, Hartz IV Bescheid, Wohngeldbescheid, SGB II Bescheid, SGB XII Bescheid, Rentenbescheid oder Asylbescheinigung erforderlich. Aus Sicherheitsgründen werden diese Unterlagen so verschlüsselt, dass außer dem Vorstand keiner Zugang dazu bekommt. Wenn Kund:innen berechtigt und erfasst werden, erhalten sie einen Ausweis, damit diese an zwei Tagen der Woche einkaufen können.


Das Programm ist so gestaltet, dass wenn Kund:innen aufgrund ablaufender Bescheide nicht mehr berechtigt sind dort einzukaufen, wird dieser darauf hingewiesen sich zeitlich um einen neuen Bescheid zu kümmern, damit sie weiterhin versorgt und betreut werden dürfen.

Einkaufsausweis des LMP

© M.Y. Magazine


Da früher einige Menschen die Arbeit des LebensMittelPunktes als selbstverständlich sahen und ihre Ausweispapiere untereinander weitergeleitet bzw. auch falsche Bescheide vorgelegt haben, setzt der LMP auf Lichtbildausweise.


Sollten einige bedürftige Menschen gesundheitlich nicht in der Lage sein, die Ware abzuholen, darf eine Vollmacht ausgestellt werden oder der LMP liefert die Ware direkt

Nachdem Kund:innen sich am Empfang angemeldet haben, erhalten sie anhand eines Bingosystems eine Nummer, welche nach und nach aufgerufen wird. Während der Wartezeit beschäftigen sich die Kunden im Cafe “Sozialer Treffpunkt”. Sobald die Nummer aufgerufen wurde, darf sich ein Einkaufskorb genommen werden. An den Ständen des LMP herrscht keine Selbstbedienung, d.h. Kunden gehen die Theke entlang und bekommen von Helfer:innen von jedem Produkt eine bestimmte Anzahl. Oft werden persönliche Präferenzen berücksichtigt.

Theke des LMP in Babenhausen

© LMP


Wichtig ist laut Manfred Müller, dass alle Kund:innen etwas aus jedem Bereich erhalten. Nachdem Kunden die Theke entlang sind, bezahlen sie pro eingekauften Korb 3€.


Aktuell werden Papiertüten mit unterschiedlichen Lebensmitteln gefüllt, die jedoch nicht von Kund:innen ausgewählt werden können. die Kund:innen bezahlen und verlassen sofort das Gebäude. Es fehlt dabei der soziale Kontakt und die freie Auswahl an Produkten, was laut Müller “das eigentliche Ziel der Organisation nicht vereinfacht”.


Woher kommen alle Produkte und wie finanziert sich der LMP?


Jeden Morgen um 08:00 Uhr startet das Fahrer:innenteam und fährt alle Geschäfte sowie eine Bäckerei an und holt Ware ab. Dabei wird jedes einzelne Produkt noch vor Ort kontrolliert. Manfred Müller weist ausdrücklich auf die einzuhaltende Regel auf: “Wir geben nur das raus, was wir selbst mit nach Hause nehmen würden. Die Ware, die wir hier herausgeben, ist wirklich erste Klasse.”

Sponsoren und Unterstützer des LMP

© M.Y. Magazine


Der LMP finanziert sich zum einen aus sehr vielen Spenden von Privatpersonen, Unternehmen und Kirchen, von Mitgliedsbeiträgen, Sachspenden und Erlösen wie z. B. Kuchenverkauf. “Der LMP hat sich so einen guten Ruf erarbeitet, dass sie während Coronazeiten so viel Spenden wie möglich erhalten haben, dass es uns ermöglicht hat, so weiter zu machen, wie wir uns das vorgestellt haben. Noch nie ist ein:e Kunde:in ohne Tüte aus dem Laden gegangen.”, so Müller.


Auf die Frage, wie der Verein mit Problemen von Kund:innen umgeht, setzt Manfred Müller ein klares Zeichen. “Ich habe von Anfang an jeden einzelnen Menschen hier, ob Kunde:in oder Helfer:in gesagt, dass jeder hier freiwillig ist. Niemand muss hierher kommen und aufgrund dessen lasse ich nicht zu, dass wegen einem Menschen das ganze System gestört wird und ich mit der Arbeit nicht voran komme.”


Das aktuelle Problem des LMP ist, dass es an Nachwuchs fehlt. Auf die Frage, woran das liegt, erwähnte Manfred Müller “vielleicht, weil wir keinen Bedarf sehen möchten oder nicht direkt Werbung dafür machen, weil wir wirklich sehr zufrieden sind. Aber auch unsere Helfern:innen werden immer älter. Aktuell bauen wir aber einen Jugendvorstand auf, wo wir versuchen möchten, dass dieses Problem behoben wird.”.


Hier erfährst auch Du, inwiefern Du den LMP unterstützen kannst. Was hältst Du von der Unterstützung des Vereins? Hinterlasse uns dazu gerne Deine Meinung in den Kommentaren.


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