Gemeinschaften stärken: Die Arbeit von Plan International

Plan International setzt sich für die Rechte und Chancen von Kindern und Jugendlichen ein. Die weltweit tätige Entwicklungs- und Hilfsorganisation trägt dazu bei, Kinder aus Armut und Benachteiligung zu befreien. Seit über 80 Jahren engagiert sie sich mit Projekten in 57 Ländern auf 5 Kontinenten. Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist die Vermittlung von Patenschaften. Hierdurch erfahren Kinder und Jugendliche Unterstützung und Förderung. Im Rahmen unserer Recherchen konnten wir ein schriftliches Interview mit der Organisation führen.
Geschichte und Vision
Seinen Ursprung fand Plan International in der 1937 gegründeten Organisation “Foster Parents Scheme for Children in Spain“ aus London. Dieser Name bezog sich auf Kinder, die während des Spanischen Bürgerkriegs ihre Eltern verloren hatten. Gründer und britischer Journalist John Langdon-Davies wollte Kindern mittels Patenschaften helfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte die Organisation auch tausende Kinder in Deutschland. Sie verkürzten den Namen und nannten sich “Foster Parents Plan”. Daraus entstand schließlich der heutige Name “Plan International”. Am 1. März 1989 bildete sich in Hamburg ein eigenständiger deutscher Verein – Plan International Deutschland e.V. Die Gründung hatte das Ziel, junge Menschen in Not zu schützen und zu unterstützen. Durch die ermutigte Wahrnehmung der eigenen Rechte wird ein Leben frei von Armut, Gewalt und Unrecht gefördert. Um das zu erreichen, erwirbt der Verein als eine von 22 nationalen Organisationen Spenden und fördert weltweite Programme. Diese Unterstützung kann in Form von Bildungs-, Gesundheits-, oder wirtschaftlichen Förderprojekten erfolgen. Als Grundlage für die Arbeit gelten die UN-Kinderrechtskonventionen sowie die nachhaltigen Entwicklungsziele.

Weltweites Engagement
Das Team setzt sich aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zusammen. Alle ziehen an einem Strang, um die übergeordneten Ziele auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu erreichen. Sie arbeiten laut Eigenaussage engagiert und aus einem “inneren Wunsch heraus, wirklich etwas zu bewegen”. Deswegen bleiben viele der Organisation über einen langen Zeitraum treu.
Für den Verein steht fest: Im Hier und Jetzt muss das gesunde Aufwachsen von Kindern, ihr Schutz vor Gewalt und ihr Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit gegeben sein. Sie wollen ihnen eine Stimme und Gehör verleihen. Daher ist ein grundlegender Schwerpunkt der Zugang zu Schulbildung für alle Kinder. Für benachteiligte Jugendliche wird eine berufliche Perspektive durch wirtschaftliche Bildung geschaffen. Sie sollen ihre Zukunft und Lebensumstände eigenhändig formen können. Als eine der größten und ältesten Kinderhilfsorganisationen der Welt machen sie sich darüber hinaus für politische und gesellschaftliche Teilhabe stark.
© Plan International
Ein weiterer Fokus liegt auf der systematischen Integration der Heranwachsenden in Entscheidungsprozesse ihrer Gemeinden. Getreu dem Motto “Hilfe zur Selbsthilfe” wird schon in jungen Jahren die Selbstständigkeit gefördert. Somit können sie Veränderungen eigenmächtig anstoßen und erleben. Außerdem setzt sich die Organisation gezielt für die Rechte von marginalisierten Kindern ein. Das sind zum Beispiel Straßenkinder, Kinder mit Behinderungen sowie Kinder, die von Kriegen und Katastrophen betroffen sind. Zu dieser Aufzählung gehören auch Mädchen, die mit besonderen Hürden in ihren Heimatländern zu kämpfen haben.
In den Einsatzgebieten werden die Autonomie, Rechte und Möglichkeiten weiblicher Personen stark eingeschränkt. In Deutschland wäre es illegal, Zwangs- oder Frühverheiratungen durchzuführen. In Südasien ist jedoch fast jede zweite Ehe davon betroffen. Die Gründe sind meist akute wirtschaftliche Probleme. Die Folgen sind langfristig und tiefgehend. Den jungen weiblichen Personen wird unter anderem die Möglichkeit genommen, sich im romantischen und sexuellen Sinne im eigenen Tempo auszuprobieren. Darüber hinaus werden sie häufig Mütter, während sie selbst noch Kinder sind. Diese Personengruppe ist für Plan International besonders schutzbedürftig. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung hilft die Organisation dabei, ihnen mehr Sichtbarkeit und Zugang zu Bildung sowie zur Gesundheitsversorgung zu verschaffen. Neben der Netzwerkarbeit und Förderprojekten müssen ebenfalls die männlichen Personen eingebunden werden. Nur so kann ein Umdenken in der breiten Masse nachhaltig stattfinden. Dies ist ein weiterer Schritt zur Armutsbekämpfung.

Empowerment durch aktive Selbstbestimmung
Der Einsatz der Organisation ist auf die Menschen vor Ort abgestimmt. Eine individuelle Vorgehensweise in Projektgebieten lassen Veränderungen zu. Die Fortschritte sind laut Plan International auf verschiedene Weisen zu spüren. Besonders eindrucksvolle Momente sollen im direkten Austausch entstehen. Lokale Partner und Zivilgesellschaften planen die Maßnahmen aktiv mit. Die Durchführung und anschließende Evaluation erfolgen ebenfalls gemeinsam. So können die jeweiligen Bedürfnisse berücksichtigt und Wissen transportiert werden.
Im Rahmen einer Patenschaft besteht die Möglichkeit, Patenkinder und ihre Familien zu besuchen. Journalist:innen kommen ebenfalls als Gäste, um sich die Projekte vor Ort anzusehen. Bei diesen Begegnungen entstehen wertvolle Erinnerungen und Gespräche. Aus den jungen Menschen spricht die Leidenschaft, die im Interview als “Akteur:innen des Wandels” bezeichnet werden. Sie setzen sich für die Resilienz ihrer Gemeinden ein und klären andere Jugendliche über wichtige Themen und Anlaufstellen auf. Durch die gebotene Unterstützung können sie neue Möglichkeiten zur Teilhabe nutzen. In Jugendclubs oder Theatergruppen wird ebenfalls durch Theaterstücke über Gewalt und Rechtsverletzung informiert.
Junge, oft alleinerziehende Mütter profitieren von wirtschaftlichen Förderprojekten. Sie sind voller Träume und Hoffnungen. Durch die Unterstützung der Organisation ist es ihnen unter anderem möglich, in die Selbstständigkeit zu gehen. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht eine gute Versorgung der Kinder und eine stabile Zukunft. Sie können sich kreativ ausleben und ihre Selbstwirksamkeit stärken.
© Plan International
Erfolge und Kritik
Über die Jahre gab es immer wieder allgemeine Kritikpunkte, denen sich viele Hilfsorganisationen stellen müssen. Darunter zählt beispielsweise die Kritik an der Art und Weise, wie die Organisation Gelder sammelt und verwendet. Dennoch ist sie bemüht, auf diese Kritik zu reagieren und ihre Praktiken zu verbessern. Ein besonders schwerer Fall wurde vor knapp fünf Jahren publik: Mindestens sechs Missbrauchfälle von Kindern. Die verantwortlichen Mitarbeitenden wurden umgehend entlassen und angezeigt.
Insgesamt hat die langjährige Arbeit einen großen Einfluss auf eine direkte und nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in Entwicklungsländern. Sie trägt dazu bei, dass Kinder aus Armut und Benachteiligung ihr volles Potenzial entfalten können. Die positiven Meldungen überwiegen, insbesondere da Kritik und konstruktive Anmerkungen beachtet werden.
Plan International ruft dazu auf, diese Personengruppen während der aktuellen globalen Krisen nicht zu vergessen. Zur Erreichung ihrer Vision benötigt die Organisation weiterhin viele Unterstützer:innen. Kannst Du Dir vorstellen, in Zukunft eine Patenschaft zu übernehmen?
«Lassen Sie uns nie aufhören, über unseren eigenen Tellerrand hinauszuschauen und uns für eine Welt einzusetzen, in der Kinder keine Armut leiden, ihre Rechte geschützt sind und sie mit Würde und Respekt, unabhängig von Herkunft, Religion und politischen Verhältnissen, behandelt werden.» - Plan International |