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Sorgen-Tagebuch - Ein Tagebuch, das antwortet!

Der Verein Sorgen-Tagebuch e.V. wurde 2015 in Freiburg gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Entwicklung und Betreuung der gleichnamigen Website. Dort kann jeder anonym Tagebucheinträge verfassen und seine Sorgen und Ängste loswerden. Wie bei einem normalen Tagebuch können Erlebnisse und Gedanken aufgeschrieben werden, um sie sich von der Seele zu nehmen. Allerdings hat das Online-Tagebuch des Vereins einen entscheidenden Kniff! Es antwortet dir! Ein Team aus ehrenamtlichen Autor:innen liest eingegangene Einträge und hilft den Nutzer:innen mit Ratschlägen, eigenen Impulsen oder aufmunternden Worten, je nachdem wie die Bedürfnisse der Eintragenden aussehen. Vorstandsmitglied Anna Weikert erzählt uns von der Arbeit des Vereins und dem Betreiben des Sorgen-Tagebuchs.


Logo vom Sorgen-Tagebuch
© Sorgen-Tagebuch

Viele Menschen führen privat ein Tagebuch. Es hilft ihnen, die Erlebnisse des Tages zu reflektieren, Erinnerungen festzuhalten, die Gedanken zu strukturieren, sich selbst zu verbessern oder sich Sorgen von der Seele zu schreiben. Sich mitzuteilen und Gedanken auszusprechen oder aufzuschreiben kann einen großen positiven Effekt haben: Stress- und Angstreduzierung, Verbesserung des Gedächtnisses und Hilfe bei der Traumabewältigung werden bei Tagebuchschreibern beobachtet. Wissenschaftliche Studien belegen nicht nur die Relevanz für die psychische, sondern auch für die physische Gesundheit. So wurde bereits in den 80er Jahren festgestellt, dass die Aufarbeitung von Kummer durch das Tagebuchschreiben sogar das Immunsystem stärkt.


Die Idee


Allerdings fehlte den Gründern des Sorgen-Tagebuch e.V. etwas an diesem Prozess. Ein Tagebuch zu führen war für sie oft eine sehr einsame Aktivität. Sorgen aufzuschreiben und ein wenig Entlastung dadurch zu erfahren kann einigen helfen, aber oft reicht das nicht. Manchmal brauchen Menschen Hilfe von außen, einen unparteiischen Ansprechpartner, dem man etwas erzählt, das auf der Seele brennt und der eine passende Antwort auf Fragen hat oder einfach nur ein paar aufmunternde Worte. Das Angebot wendet sich an diejenigen, die sich nicht trauen, über Probleme zu sprechen oder vielleicht niemanden haben, der für sie da sein kann. So kamen sie auf die Idee für ihr Online-Tagebuch. Sie wollten einen Ort schaffen, an dem Menschen anonym schreiben können und eine ebenso anonyme Antwort erhalten, die ihnen weiterhilft.


Das Sorgen-Tagebuch ist wie ein herkömmliches Tagebuch. Du kannst dich auf der Webseite mit einem Pseudonym anmelden und direkt loslegen. Dir wird ein Buch angezeigt, in das du wie in dein eigenes Tagebuch alles eintragen kannst, was dich beschäftigt. Ein Team aus, derzeit über 50, vom Verein ausgebildeten, Autor:innen liest die Einträge daraufhin durch und formuliert Hilfestellungen, Ratschläge oder nette Worte. So findet jede:r, der/die es braucht eine unvoreingenommene und neutrale Antwort von einem Menschen, der einfach nur helfen will. Dabei bist du komplett anonym. Sowohl die Autor:innen als auch du sehen nicht, wer mit wem schreibt. Allerdings bittet die Website um ein paar weitere Angaben zu beispielsweise Geschlecht und Alter um eine bessere und maßgeschneiderte Antwort zu ermöglichen.


Das Antworten auf Einträge


Als die Website veröffentlicht wurde, sind die Mitglieder bereits von Anfragen und Tagebucheinträgen "überrollt" worden, erzählt uns Anna Weikert. Daraufhin wurde der Verein gegründet, um ein größeres Team aufzubauen und mehr Menschen helfen zu können. Leider fehlen immer noch einige Autor:innen, um den vielen Anfragen gerecht zu werden. Deshalb ist der Zugang zum Tagebuch zeitweise gesperrt, wenn so viele Einträge eintreffen, dass die Mitarbeiter nicht hinterherkommen. Früher wurde das noch per Hand an- und abgeschaltet, mittlerweile misst ein Algorithmus die noch ausstehenden Einträge und wenn die zu viel werden, stoppt die Registrierung bis der Überhang abgearbeitet ist.


3 Personen, die den Vorstand abbilden
© Sorgen-Tagebuch

Das Autorenteam bekommt jeden Tag Einträge gesendet und es gibt wenige Themen, die sie noch nie gelesen haben. “Von kleinen Schulproblemen, über Mobbing, über Suizidgedanken und Selbstverletzung (...) wirklich alles. Probleme im Beruf, Probleme mit der Familie, also alles was man sich vorstellen kann, haben wir mit drin.”, erzählt uns Anna Weikert. Auch die Absender der Einträge sind so divers wie die Themen. Vom 6-Jährigen Erstklässler bis zum 80-Jährigen Rentner wenden sich alle Alters- und Gesellschaftsgruppen an das Sorgen-Tagebuch.


Wie wird man Autor:in?


Autor:in kann grundsätzlich jede:r werden. Eine Bewerbung erfolgt ganz einfach online über das Bewerbungsformular. Es können sich alle melden, die Interesse daran haben, Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Im Anschluss startet das Mentoring Programm. Jedem Interessierten wird ein Pate zugewiesen, der die ersten Schritte begleitet und jederzeit bei Fragen und Problemen unterstützen kann. Angehende Autor:innen erhalten ein paar Probetexte, an denen sie sich ausprobieren können. Da die Themen und die Betreuung der Nutzer:innen nicht für jede:n etwas ist, wurde diese Form des Mentorings eingeführt. Im Anschluss findet noch ein Telefonat mit dem Vorstand statt, vor allem damit der Vorstand die Menschen kennenlernen kann, mit denen zusammengearbeitet wird. Autor:innen können von überall die Texte bearbeiten und sind nicht an einen bestimmten Einsatzort oder an festgelegte Zeiten gebunden. Sie können, wann und wo auch immer, beim Verein mithelfen und Menschen mit Sorgen unterstützen. Hierfür findet anschließend an das Mentoring Programm ein Einführungsseminar statt, bei dem Tipps und Übungen geteilt werden, die bei der Beratung helfen sollen. Außerdem bietet das Seminar Raum für das Kennenlernen und Vernetzen der Autor:innen und führt in die Struktur der Website sowie des digitalen Prozesses der Beantwortung ein.


Auch die Weiter- und Fortbildung ist Teil des Autor:innen Programms. Regelmäßig werden die Mitarbeiter:innen zu Seminaren (z.B. zu psychologischen Krankheitsbildern oder Resilienz) eingeladen , an denen weitere Informationen und Kompetenzen weitergegeben werden, die bei der Beantwortung, aber auch privat helfen sollen. Ebenso arbeitet der Verein mit einem mittlerweile pensionierten Psychotherapeuten zusammen, der den Autor:innen jederzeit für Gespräche zur Verfügung steht und Hilfe anbietet. Falls ein bearbeiteter Eintrag beispielsweise nicht aus dem Kopf gehen will oder ein Thema sehr schwer verkraftbar ist, kann hier professionelle Unterstützung in Anspruch genommen werden.


Finanziert wird der Verein ausschließlich durch Spenden, Sponsoren und Mitgliedsbeiträge. Das Angebot ist gänzlich kostenfrei. Deshalb ist der Verein auf die Unterstützung durch Interessenten angewiesen. Falls Du von der Arbeit des Sorgen-Tagebuchs überzeugt bist und das Projekt gerne unterstützen möchtest, findest du hier alle wichtigen Informationen dafür. Du kannst aber auch praktisch mitarbeiten und Autor:in werden! Dafür kannst Du auf der Website vorbeischauen und mehr über das Mentoring und die Mitarbeit erfahren.

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