Sternenkind München: Ein Lichtblick für Eltern nach dem Verlust eines Kindes
Aktualisiert: 21. Apr.
Für Eltern, die ein Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben, gibt es oft kaum Unterstützung. Doch die Initiative "Sternenkind München" möchte das ändern. Auf ihren Online-Plattformen bieten sie nicht nur Informationen für betroffene Personen an, sondern betreiben auch wichtige Sensibilisierungsarbeit in der Gesellschaft. Sie möchten darauf aufmerksam machen, dass der Verlust eines Kindes, egal in welchem Stadium der Schwangerschaft oder nach der Geburt, ein einschneidendes Ereignis im Leben von betroffenen Personen ist, das oft unterschätzt wird. Der Begriff "Sternenkinder" steht symbolisch für die Liebe und Wichtigkeit, die diesen verstorbenen Kindern zukommt.
Eine persönliche Gründungsgeschichte
Daniela Nuber-Fischer und Maria Postel haben vor zwei Jahren die Initiative "Sternenkind München" gegründet, nachdem sie selbst den Verlust eines Kindes der Schwangerschaft erfahren mussten. Gemeinsam haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, eine Online-Plattform zu schaffen, die Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonal Informationen und Orientierung bietet.

© Daniela Nuber-Fischer und Maria Postel (Magnus Borgmann)
Die Initiative "Sternenkind München" möchte sicherstellen, dass Eltern von Sternenkindern die Möglichkeit haben, ihre Trauer zu verarbeiten und Hilfe zu finden. Durch ihre Arbeit hoffen sie auch, das Bewusstsein in der Gesellschaft für das Thema zu schärfen und das Tabu zu durchbrechen. Darüber hinaus und durch ihre eigene Erfahrung inspiriert, entschied sich Daniela, ihr Wissen und ihre Kompetenz als GfG-Familienbegleiterin und systemische Familienberaterin einzusetzen, um anderen betroffenen Eltern eine Anlaufstelle zu bieten.
Der Begriff ‘Sternenkinder’

© Paul Volkmer (Pexels)
Der Begriff "Sternenkinder" hat eine starke symbolische Bedeutung für die Eltern, die ein Kind vor, während oder nach der Geburt verloren haben. Die Verwendung des Begriffs soll auf die Liebe und den Wert hinweisen, den diese Kinder für ihre Eltern hatten, obwohl sie nicht lange bei ihnen sein konnten. Die Bezeichnung "Sternenkinder" ist eine Metapher, die die Vorstellung von Sternen mit der Erinnerung an diese Kinder verbindet. Der Begriff ist auch ein Versuch, das Tabu rund um die Trauer und den Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft zu brechen und öffentlich darüber zu sprechen.
Das Tabuthema Verlust in der Schwangerschaft enttabuisieren und die Gesellschaft sensibilisieren
Die Initiative bietet Eltern, die ein Sternenkind haben, eine Vielzahl von Informationen, um ihnen dabei zu helfen, mit ihrem Schmerz und ihrer Trauer umzugehen. Mit informativen Texte, praktischn Impulsen und Anregungen aus der Praxis, möchte die Initiative betroffenen Eltern zeigen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind.
Durch ihre Arbeit setzt sich die Initiative auch dafür ein, dass das Thema Verlust in der Schwangerschaft nicht länger tabuisiert wird und die Gesellschaft sensibilisiert wird. Sie möchten auf die Bedürfnisse von betroffenen Familien aufmerksam machen und dazu beitragen, dass das Thema in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit und Verständnis findet.

© David Levinson (Pexels)
Während der Pandemie hat die Arbeit der Initiative an Bedeutung gewonnen, da betroffene Eltern aufgrund von Beschränkungen und sozialer Distanzierung noch stärker mit ihrem Schmerz alleine gelassen wurden und oft nicht die Möglichkeit hatten, sich persönlich zu treffen. Als Online-Plattform bietet "Sternenkind München" Informationen über lokale und regionale Angebote im Zusammenhang mit Fehlgeburt und Stiller Geburt, um betroffene Personen zu informieren und zu sensibilisieren, Berührungsängste abzubauen und aktuelles Wissen über rechtliche Fragen zu vermitteln.
Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tabuthema Verlust in der Schwangerschaft zu enttabuisieren und die Gesellschaft für dieses sensible Thema zu sensibilisieren. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Unterstützung der betroffenen Eltern, sondern auch darum, eine Veränderung in der allgemeinen Haltung zu erreichen. Daniela Nuber-Fischer betont, dass es in Ordnung ist zu trauern, aber es gibt keine Verpflichtung dazu. Sie möchte betroffene Frauen dazu ermutigen, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und das Thema aus der Tabu-Ecke zu holen. Auch Väter sollen in den Austausch mit einbezogen werden und Unterstützung erhalten, um ihre Gefühle ausdrücken zu können.
Die Initiative betrachtet das Thema aus der Sicht der betroffenen Eltern betrachtet und beantwortet alle Fragen offen auf ihrer Online-Plattform. Die Initiatorinnen von Sternenkind München bieten auch Schulungen und Fortbildungen für Ärzt:innen, Pflegepersonal und Seelsorge an, jedoch auf freiberuflicher Basis und nicht ehrenamtlich. "Sternenkind München" betont die Wichtigkeit, möglichst viele Erinnerungen an das verstorbene Kind zu schaffen und empfiehlt, sich an Sternenkind-Fotograf:innen und Vereine zu wenden, die Unterstützung bei der Versorgung und Betreuung der Sternenkinder anbieten.
Politische Aufklärungsarbeit: Für bessere Unterstützung von Eltern nach Schwangerschaftsverlusten
Doch die Arbeit von "Sternenkind München" geht noch weiter. Die Organisation ist politisch aktiv und macht durch gezielte Aufklärungsarbeit auf die Bedürfnisse von Eltern aufmerksam, die einen Verlust in der Frühschwangerschaft erlebt haben. Denn die rechtliche Situation für Frauen nach Fehl- oder stiller Geburt vor der 24. Woche ist derzeit unsicher. Auch wenn der Koalitionsvertrag vorsieht, den Mutterschutz auf die 20. Woche zu verlegen, würde das immer noch tausende von Frauen ausschließen, die ihr Kind vor der 20. Woche verloren haben.
Daniela und Maria unterstützen auch die Petition von Natascha Sagorski und ihrem Verein Feministische Innenpolitik, um einen gestaffelten Mutterschutz für alle Frauen nach stillen Geburten und Verlusten in der Schwangerschaft zu fordern. Sie wollen damit auf ein Thema aufmerksam machen, das ihnen seit Jahren am Herzen liegt und das oft noch tabuisiert wird.
Ein Blick in die Zukunft
Die Initiative "Sternenkind München" wächst und wird auch zukünftig ihre Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit auf ihrer Webseite sowie auf verschiedenen Online-Plattformen fortsetzen. Es besteht die Möglichkeit für interessierte Personen, bei der Pflege der Online-Informationsdienste mitzuhelfen, indem sie beispielsweise die Webseite und den Instagram-Kanal betreuen und fundierte Informationen und Angebote erstellen. Unterstützung für die Initiative in diesem Bereich wäre willkommen.