Tatkräftige Unterstützung für Flüchtlinge - Im Gespräch mit “Wir packen´s an”
Grässliche Zustände in Flüchtlingslagern sowie getrennte Familien sind hinsichtlich der Berichterstattung über die aktuelle Flüchtlingssituation omnipräsent. Doch wie können diese Zustände geändert werden? Ist es möglich, sowohl vor Ort, aber auch innerhalb Deutschlands Flüchtlingen dabei zu helfen, einen menschenwürdigen Übertritt in sichere Länder zu gewährleisten?
“Ganz klar, ja”, lautet die Devise von “Wir packen´s an”, ein Brandenburger Verein, der aus zahlreichen Aktivist:innen sowie Helfer:innen besteht. Unter den Mottos #WirMachenDenTruckVoll, #WirSindLaut und #WirSchenkenSicherheit möchte der gemeinnützige Verein notleidenden Flüchtlingen helfen. Da der Zugang zu medizinischer Versorgung, Lebensmitteln und Trinkwasser beschränkt ist, birgt diese Situation nicht nur die Gefahr von physischen Mängeln, sondern kann auch psychische Traumata auslösen.
Wir haben mit Axel Grafmanns, hauptberuflicher Vorstand des Vereins und zuständig für die Bereiche Koordination, Finanzen, Fundraising, Advocacy und Projektentwicklung, gesprochen. Zusammen mit den acht weiteren Vorstandsmitgliedern (inklusive Brummi, dem Vorstandsbären), sorgen er sowie die ehrenamtlichen Helfer:innen für die Abwicklung diverser Prozesse. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Sammeln von Hilfsgütern, die in Trucks verladen und an die Grenzen von Europa gebracht werden. Hierbei spielen insbesondere prekäre Orte wie die Grenze zu Belarus eine wichtige Rolle. Nebenbei werden Veranstaltungen organisiert. Diese sollen zum Nachdenken und Reflektieren anregen. Eine aktuelle Übersicht über diese ist hier zu finden.
Mittlerweile zählt der Verein über 100 Mitglieder, die nach solidarischen Grundsätzen handeln. Wichtig sei vor allem, auf Augenhöhe zu kommunizieren und zu handeln, so Axel Grafmanns. Wir haben uns gefragt, wie ein typischer Arbeitstag in der Organisation aussieht. “Oft bin ich an den Einsatzorten vor Ort. Vieles läuft zwar am Computer, aber nie gleicht ein Tag dem anderen'', beschreibt Grafmanns seinen Arbeitsalltag. “Ganz wichtig ist die Kommunikation”. Ohne die richtige interne Absprache funktioniere auch die Prozessabwicklung nicht optimal.
“Angefangen hat es mit den Hilftrucks, aber uns war es ganz wichtig, auch ein politisches Statement zu setzen. Wir leisten humanitäre Hilfe, aber wollen auch [...] den Diskurs in Brandenburg beeinflussen.”, so Grafmanns.
Humanität und Solidarität als Grundpfeiler
Einen Appell an die aktuelle Flüchtlingspolitik möchte Grafmanns demnach äußern: “Es ist ganz einfach. Die bestehenden Gesetze sollten eingehalten werden. Es gibt die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Genfer Flüchtlingskonvention [...]und all dies wird sträflich missachtet.” Grafmanns kritisiert vor allem die nach außen gerichtete Perspektive der Politik. Seiner Meinung nach müsse der Blick eher nach innen gerichtet und bestehende Grundsätze besser umgesetzt werden. Ferner fordert er legale Fluchtwege nach Europa zu schaffen. “Die Flüchtlingskrise ist keine Krise der Flüchtlinge, sondern eine Krise bestehender Strukturen'', kritisiert Grafmanns.
Die Reise einer jungen Syrerin
An einen ganz besonderen Moment erinnert sich Axel Grafmanns zurück: Marwa, eine junge Syrerin, schaffte es als erste Person legal über die Grenze Belarus-Polen nach Deutschland. Zuvor lag sie in einem örtlichen Krankenhaus im Koma, eine Einwanderung wurde ihr verweigert. Ihre verzweifelten Eltern baten den Verein um Hilfe, berichtet Grafmanns. “Wir haben alle mitgefiebert, es steckt sehr viel Engagement und Hoffnung in der Sache.” Schlussendlich erreichte Marwa Deutschland und ist heute wieder mit ihrer Familie vereint. Dies wäre ohne die tatkräftige Unterstützung von “Wir packen ́s an" nicht möglich gewesen.
Wie sieht die Zukunft von “Wir packen´s an” aus? Es sei immer etwas zu tun, sagt Grafmanns. Ob es ihm manchmal zu viel werde? “Es ist viel zu tun, das stimmt. Aber es bereitet mir auch große Freude und erfüllt mich”, berichtet Grafmanns. Genau diese Worte spiegeln das Wesen des Vereins wieder: engagierte und motivierte Mitarbeiter:innen, die Hoffnung haben. Hoffnung auf eine menschenwürdige Fluchtmöglichkeit aus Krisengebieten.

© wir packen's an
Mitmachen und unterstützen
Du möchtest ebenso bei “Wir packen ́s an" aktiv werden? Es gibt viele Wege, den Verein zu unterstützen. Zunächst ist es möglich, zu spenden oder ein eigenes Projekt zu planen, dessen Erlös an den Verein geht. Doch auch tatkräftige Anpacker:innen werden gesucht - Mitglied kann jeder aus ganz Deutschland werden. Ob Du dabei eine aktive oder eher passive Position einnimmst, bleibt Dir überlassen. Außerdem werden aktuell Praktikant:innen gesucht. Weitere Informationen findest Du hier.