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Ungeschminkte Clowns: Der Dachverband Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e. V.


Der bundesweite Dachverband Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e.V. wurde im Jahr 2004 gegründet. Im Dachverband haben sich Vereine zusammengeschlossen, die das Ziel verfolgen, den Einsatz von Clowns in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen zu fördern und zu unterstützen. Die professionellen Clowns haben ein breites Einsatzspektrum. Sie bieten den Patient:innen eine willkommene Abwechslung im Alltag. Der Verband leistet hierbei einen wichtigen Beitrag. Die Vereine des Verbandes arbeiten eng mit den medizinischen und pflegerischen Einrichtungen zusammen, um die Bedürfnisse der Patient:innen und Bewohner:innen bestmöglich zu erfüllen. Außerdem organisiert er regelmäßige Treffen sowie Fortbildungen für seine Mitgliedsvereine und fördert die Weiterbildung und den Austausch von Erfahrungen. Das Vorstandsmitglied Torsten Kiehne arbeitet selbst als aktiver Clown. Er hat uns in einem Interview erzählt, wieso Lachen die beste Medizin in schwierigen Zeiten ist.

Vereinte Kräfte: Geburtsstunde des Dachverbands


Die Gründungsgeschichte begann mit dem Ziel, die clowneske Tätigkeit in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen auf eine breite Basis zu stellen. Der lange Vereinsname soll abbilden, dass sich die Tätigkeiten nicht nur auf die Arbeit von Clowns in Kinderkliniken beschränkt. Mittlerweile sind die Besuche von Senior:innen im Demenzbereich in Geriatrien sowie in Alten- und Pflegeheimen ebenfalls wesentliche Einsatzorte. Das Angebotsspektrum umfasst zusätzlich das Spielen in Kinderheimen, Kinderschutzhäusern und Hospizen.


Mehrere, meist frisch gegründete Klinikclownvereine schlossen sich vor fast zwanzig Jahren zu einem Dachverband zusammen, um dem gerecht zu werden. Diese regional engagierten Vereine diskutierten anfangs folgende zentrale Fragen:

Wie... ... der Dachverband oder die Clownsvereine mit Organisationen umgehen sollen ... die Kommunikation aussehen soll ... die bundesweite Clownsarbeit unterstützt werden kann

Sie erkannten, dass der Dachverband gemeinsam stark ist. Zusammen können sie an andere Gruppierungen und an die Bundespolitik herantreten. Ihnen war wichtig, dass sie auch als Ansprechpartner für diese Institutionen fungieren. Die Vernetzung ermöglicht, die Botschaft der Clownsarbeit deutschlandweit zu transportieren. Ein weiteres Thema mit hohem Stellenwert ist eine angemessene Honorierung der Clowns. Die professionelle Arbeit der ausgebildeten Clowns muss entsprechend honoriert werden. Nur damit können die regelmäßigen Einsätze mit hoher Qualität gewährleistet werden. Allerdings reichen die vereinbarten Honorare der Klinikclowns lange nicht an das heran, was Künstler auf der Bühne oder bei Veranstaltungen verdienen können.


Visionen in Taten umsetzen


Der Dachverband hat sich einige Ziele gesetzt, um die Arbeit der Vereine im Verband weiterzuentwickeln. Ein anderer wichtiger Arbeitskreis zur Ausbildung von Klinikclowns und zum Berufsbild „Klinikclown“– hat sich in den letzten Jahren intensiv darum bemüht, Clownsschulen in Deutschland anzusprechen und dafür zu sorgen, dass die Ausbildung von Klinikclowns nach gemeinsamen und einheitlichen Qualitätsstandards erfolgt. Zudem gibt es einen Arbeitskreis, der sich um die Entwicklung von Humorworkshops für Pflegepersonal kümmert. Diese werden derzeit Pflegeheimen angeboten. Ein weiteres bedeutsames Ziel stellt die Nachhaltigkeit dar. Durch einen Arbeitskreis forscht er, wie die Vereine nachhaltig arbeiten können.

Zusätzlich vernetzt der Dachverband die Vereine, wenn es um technische oder finanzielle Fragen geht. Darunter zählen unter anderem die Sponsorenansprache, Gestaltung vereinsinterner Strukturen aber auch z.B. die Herangehensweise an neue Einsatzorte wie Seniorenheime. Auf diese Weise müssen Vereine nicht bei Null anfangen, wenn Fragen bestehen.



Qualitätsstandard im Fokus

Der Verein führte im November 2014 ein Qualitätssiegel ein. Es stellt sicher, dass alle Clowns, die für Vereine im Dachverband unterwegs sind, entsprechend geschult sind und den Ethikkodex einhalten. Neben ethischen Fragen im Umgang mit Patient:innen sind ebenfalls die Hygienevorschriften geregelt. Insbesondere in Zeiten von Corona war das Einhalten dieser Regeln von größter Wichtigkeit. So wird ein einheitliches Niveau beim Arbeiten gewährleistet. Im Dachverband sind derzeit über 300 Clowns aktiv. Sie können vereinsübergreifend hospitieren und in anderen Teams mitspielen. Dieser Austausch ermöglicht das gegenseitige Kennenlernen. Gemeinsam können Clowns über die besten Arbeitsmethoden und -praktiken diskutieren.

Einblicke in die Verbandsarbeit


Die Nachfrage durch Marketingmaßnahmen trägt dazu bei, dass immer mehr medizinische Einrichtungen die Dienste des Verbands in Anspruch nehmen. Die Besuchsintervalle variieren je nach Einrichtung. In Seniorenheimen kommen die Clowns beispielsweise alle vier Wochen, um eine Beziehung aufzubauen und an Geschichten anzuknüpfen. In Krankenhäusern hingegen, wo die Fluktuation sehr hoch ist, kommen die Clowns wöchentlich. Häufig sind diese Einsätze jedoch zeitintensiver.


Neben der Tätigkeit als aktive Clowns, beinhaltet der Arbeitsalltag im Dachverband auch viele ehrenamtliche Aufgaben. Jeweils zwei bis drei Vertreter der betreuten Vereine treffen sich ehrenamtlich in regelmäßigen Abständen zum Austausch. Zur gemeinnützigen Arbeit zählen zum Beispiel ebenfalls die politische Arbeit, die Planung von Veranstaltungen und die Arbeit in Arbeitskreisen. Jedes Jahr strebt der Verband an, einen Aktionstag oder ein Event umzusetzen. Im Jahr 2021 fand dieser Aktionstag unter Pandemiebedingungen auf oder vor Bahnhöfen statt, 2022 dann wieder vor Theatern. Derzeit bereitet er sich auf das anstehende Jubiläum vor. Während der Pandemie organisierte er eine große Spendengala.



Clownesker Arbeitsalltag


Clowns aus dem Zirkus oder aus dem Fernsehen haben in der Regel nur ein Ziel: Das Publikum zum Lachen zu bringen. Hierbei steht der Clown im Mittelpunkt, während der Fokus der Klinikclowns stehen die Patient:innen im Mittelpunkt.Außerdem zeichnet die Clowns des Dachverbands ihre Individualität und der Umgang mit Herausforderungen, die jede neue Situation mit sich bringt, aus. Bevor die verkleideten Launemacher in ein Zimmer gehen, können sie sich nur bedingt vorbereiten. Hinter den Türen liegen Klinikpatient:innen und Palliativpatient:innen. Die Idee hinter dem Einsatz von Clowns in diesen Einrichtungen ist es, Patient:innen und Bewohner:innen durch Humor und Freude eine temporäre Ablenkung von ihren Beschwerden und Sorgen zu bieten. Clowns haben die Fähigkeit, durch ihre Performance und Interaktionen mit Patient:innen eine positive Atmosphäre zu schaffen und dadurch die Heilung zu unterstützen. Dies trägt dazu bei, dass sie eine bessere Lebensqualität erfahren können.


Zum Arbeitsalltag der Klinikclowns gehört der Informationsaustausch mit dem Personal vor Ort. Bei der Übergabe vor einem Einsatz wird das jeweils zweiköpfige Clownsteam von den zuständigen Mitarbeiter:innen über die aktuelle Situation auf der Station informiert. Sie erfahren, wenn es spezielle Patient:innen, Erkrankungen oder besondere Stimmungslagen gibt. Außerdem stimmen sie vorher ab, was im Spiel ausprobiert werden soll und bereiten die entsprechenden Requisiten vor.



Klinikclowns gegen Stress und Angst


Der Stress und die Angst vor Behandlungen können die Erfahrung im Krankenhaus unangenehm machen. Um diese Belastungen zu lindern, setzen viele Krankenhäuser auf die Arbeit von Krankenhausclowns. Sie besuchen Patienten in ihren Zimmern und versuchen durch ihre Spiele und Kunststücke eine positive Atmosphäre zu schaffen. Klinikclowns verbringen unterschiedlich viel Zeit in den Patientenzimmern. Sie orientieren sich bei ihrer Arbeit immer an den Patient:innen und passen ihre Vorgehensweise individuell an. Beeinflussende Faktoren sind der Zustand und die Reaktion der Patient:innen. Die Akzeptanz schwankt unter anderem je nach der aktuell durchlebten Krankheitsphase. Es gibt Zimmer, in denen eine Minute ausreicht. Eine Idee reicht häufig, um Patient:innen zum Lächeln oder Interagieren zu bringen. Hierzu zählen zum Beispiel das Musizieren oder Erzählen einer Geschichte. Andererseits können Besuche auch mehrere Minuten oder sogar Stunden dauern. Stehen Patient:innen unter schweren Schmerzmitteln oder sind kognitiv eingeschränkt, braucht es mehr Zeit, um eine Verbindung aufzubauen. Es muss genügend Zeit gegeben werden, damit diese Personen auf die Anwesenheit der Clowns reagieren können.


Torsten Kiehne hat schon mal fast eine dreiviertel Stunde bei einem Patienten verbracht. Bei ihm hatten weder die Pfleger noch der Psychologe Erfolg bei der Kontaktaufnahme. Während sein Kollege in ein anderes Zimmer ging, wollte er die Herausforderung allein angehen. Seine Überzeugung ist, dass Clowns nur verlieren können. Sie sind laut ihm die „geborenen scheiternden Figuren“. Beim Betreten des Zimmers starrte der Mann in seinem Rollstuhl aus dem Fenster. Nach über 25 Minuten vergeblichen Versuchens blickte der Clown suchend durch das Zimmer. Hierbei entdeckte er einen kleinen HSV Aufkleber auf dem Hinterrad des Rollstuhls. Obwohl er kein Fußballfan ist, war er bestens informiert. Das ist Teil seiner Arbeit. Über dieses Thema schaffte er es, dass der Patient aus sich herauskam. Sie echauffierten sich gemeinsam über Spieler und den Vorstand. Es folgte eine allgemeine Debatte über Fußball. Er spielte und lachte mit ihm und hörte ihm zu. Als er sich zum Gehen aufmachte, bat der Patient ihn, die darauffolgende Woche wiederzukommen. Diese Beziehungen sind wichtig, um das Gefühl zu vermitteln, verstanden zu werden. Die Arbeit der Clowns kann therapeutisch sein und dazu beitragen, dass sich die Patient:innen emotional stabilisieren und schneller genesen. Bei Erwachsenen stellen sich individuell interessante Themen heraus. Sie sind in ihrer Welt und gewähren den Clowns Eintritt.

Umgang mit Ablehnung


Clowns in der Medizin haben oft eine schwierige Aufgabe. Sie haben die Herausforderung, sowohl das Vertrauen der Patient:innen als auch des medizinischen Personals zu gewinnen. Für ihre Arbeit ist es wichtig, dass Patient:innen sich ernst genommen fühlen. Dies kann manchmal schwierig sein, insbesondere bei Erwachsenen, die sich von der Verkleidung als "Clown" missverstanden oder unterschätzt fühlen. Torsten Kiehne erklärt, dass es in diesen Fällen darum geht, sie auf die richtige Art und Weise anzusprechen. Ein angemessenes Verhalten und der richtige Tonfall sind hierbei von großer Bedeutung. Denn mit einer piepsigen Kinderstimme kann sich der Zugang zu erwachsenen Patient:innen schwierig gestalten. Laut Torsten Kiehnes Erfahrung ist die Ablehnung gegenüber Clowns jedoch eher selten. Er beobachtet, dass die Ablehnung meist dann auftritt, wenn Patient:innen sich unwohl fühlen oder unter starken Schmerzen leiden. Manchmal können sie die Situation nicht einordnen, wie beispielsweise bei kognitiv eingeschränkten Menschen oder bei Demenz. In solchen Fällen versucht Torsten Kiehne, die Patienten langsam an seine Anwesenheit zu gewöhnen. Er orientiert sich an den Wünschen der Patient:innen. Um sie nicht zu irritieren, spielen Clowns in der Regel kaum geschminkt. So können die Patient:innen die Mimik der Clowns deutlich erkennen. Um seine Augen uneingeschränkt sichtbar zu machen, spielt er mit Kontaktlinsen. Er möchte, dass „jeder die Chance hat, in seine Seele zu gucken.“


Das Vorstandsmitglied betont, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse und Empfindungen der Patient:innen und Mitarbeitenden zu verstehen. Ein Beispiel dafür ist eine Pflegerin in einem Seniorenheim, die Angst vor Clowns hatte. Als Kind hatte sie ein traumatisches Erlebnis mit einem Zirkusclown erfahren. Nachdem sie ihm das verraten hatte, pfiff Torsten Kiehne immer ein Lied, wenn er auf die Station kam. Langsam näherte er sich dem großen Saal, damit sie sich auf ihn einstellen konnte. Somit wusste sie immer, dass er kommt. Er konnte vermeiden, plötzlich neben ihr zu stehen. Sie versuchte stets den größtmöglichen Abstand zu ihm zu halten. Am Ende lachte sie allerdings selbst über diesen „Abstandstanz“. Die Pflegerin akzeptierte, dass er da war, um zu helfen.


Es gibt Fälle, bei denen Patient:innen die Clowns ablehnen. Aber die Clowns erleben auch, dass diese Personen sie später nochmal hereinbitten. Unser Interviewpartner beschrieb drei weitere Beispiele, in denen Clowns gekonnt mit Abneigungvon Patient:innen umgegangen sind:

Das erste Beispiel ist die Geschichte eines kleinen Mädchens. Ihre Mutter berichtete, dass ihre Tochter in einem anderen Krankenhaus von lauten Clowns erschreckt wurde. Daher bat sie darum, dass keine Clowns in ihr Zimmer kommen sollten. Doch als die Pflegerin gerade im Zimmer war und die Tür anlehnte, wehten ein paar Seifenblasen hinein. Das Kind, das unter Behandlungsstress litt, fragte seine Mutter erstaunt, woher die Seifenblasen kamen. Sie antwortete, dass es sich um Clowns handelte. Dann schaute auch noch ein kleines Ballontier durch die offene Tür und die Neugierde war geweckt. Das Mädchen bat die Clowns herein. Sie betraten behutsam und leise das Zimmer. Die Clowns hatten eine Spieluhr dabei, aus der eine sanfte Melodie ertönte. Sie bliesen Ballons auf und ließen sie durch das Zimmer fliegen. Das Kind fing an, die Ballons zu berühren und Spaß zu haben. Nach nur fünf Minuten verabschiedeten sich die clownesken Gäste genauso vorsichtig wieder. Während ihres Besuchs sprachen sie fast kein Wort. Die beiden Clowns machten sich auf in das nächste Zimmer. Als sie wieder herauskamen, öffnete die Mutter des Mädchens erneut die Tür und bat sie, beim nächsten Besuch wiederzukommen. Ihre Tochter würde die Clowns gerne wieder sehen.
Ein anderer erwachsener Patient hatte zunächst ebenfalls eine ablehnende Haltung gegenüber Clowns. Er wollte nicht, dass sie mit roten Nasen auf sein Zimmer kommen. Trotz seiner Ablehnung kam er während einer Zwischenbesprechung auf die Clowns zu. Während dieser Gespräche haben sie ihre roten Nasen nicht auf. Der Mann erkundigte sich, wieso die Clowns überhaupt diese Nasen aufsetzen. Aus der nachfolgenden Unterhaltung wurde eines der lustigsten Gespräche, die die Clowns mit einem Patienten an diesem Einsatzort hatten.
Die Lieblingsgeschichte unseres Interviewpartners handelt von dem Besuch bei einer älteren Patientin. Sie lehnte ebenfalls die Clowns ab. Eine Woche später gingen Torsten Kiehne und sein Spielpartner zufällig wieder an ihrem Zimmer vorbei. Ihre Tür war offen und sie fragte die Clowns, ob sie nicht hereintreten wollen. Verwundert erkundigten sie sich, ob sie das wirklich wolle. Die Frau stimmte zu und schmiss sie jedoch gleich wieder heraus. Daran hatte sie ihren Spaß und über Wochen hinweg entstand daraus ein Spiel. Als sie entlassen wurde, hinterließ sie eine kleine Aufmerksamkeit und bedankte sich bei den beiden. Torsten Kiehne fragte bei der Gelegenheit nach, was das für ein Spiel gewesen sei. Sie erklärte, dass die Clowns die einzigen waren, die sie rausschmeißen konnte: „Es ist ganz einfach, alle kommen rein und wollen was von mir. Und ihr seid die einzigen, die ich rausschmeißen kann. Das habt ihr so süß gemacht, ihr habt euch so süß rausschmeißen lassen, dass es für mich ein Genuss war.“

Es geht also immer darum, zu versuchen und zu scheitern, dranzubleiben und zu spüren, wo der Zugang ist. Das Wichtigste, was die Clowns machen, ist: Zeit schenken.



Einfluss von Corona

Die Corona-Pandemie hatte einen starken Einfluss auf die Arbeit von Clowns. In den meisten Einrichtungen waren Clownsbesuche nicht möglich.


Um trotzdem in Kontakt mit Patient:innen und Bewohner:innen zu bleiben, entwickelten die Clowns kreative Ideen. Sie haben bei Wind und Wetter draußen vor den Seniorenheimen und Krankenhäusern gespielt und musiziert. Die künstlerischen Leiter:innen der Vereine haben sich auf Dachverbandsebene ausgetauscht, um Ideen und Erfahrungen mit der neuen Spielsituation zu teilen. Es gab Schulungen in den einzelnen Vereinen, um das Spiel an die unterschiedlichen Auflagen anzupassen. Einige Vereine haben Onlineangebote entwickelt, die immer noch genutzt werden. Es fand ein großer Austausch auf formaler und inhaltlicher Ebene statt.


Trotz allen neuen Ideen bedeutete die von Schwierigkeiten geprägte Corona-Zeit für die Clowns weniger Einsätze und somit weniger Honorar. Zudem gab es teilweise einen Rückgang an Spenden. Menschen mit ausgeprägter Spielenergie verdienten kaum Geld damit und einige von ihnen wanderten so in wirtschaftlich sicherere Berufe ab.

Im neuen Normal herrscht jedoch das Bedürfnis vor, wieder in die Häuser zu gehen und die Patienten und Bewohner direkt zu erreichen.



Torsten Kiehnes Einsichten und Erlebnisse


Das Vorstandsmitglied ist vor acht Jahren bei den Klinikclowns in Hamburg gestartet. Er ist weiterhin aktiv als Clown unterwegs und genießt diese Arbeit sehr. Am liebsten spielt er biografisch. In der Coronazeit erfuhr er, wie sehr die Patienten die Klinikclowns vermissten und wie wichtig es ist, dass es Menschen gibt, die nicht medizinisch tätig sind, sondern einfach nur spielen und die Patienten von ihrer Situation im Krankenhaus ablenken.

Torsten Kiehne freut sich, wenn er aus einem Zimmer geht und die Patienten lachen und miteinander sprechen, nachdem er sie besucht hat. Ein besonders berührender Moment war, als er mit einem Kollegen eine Beatmungspatientin besuchte und sie zum Mitsingen animierte. Sie war überglücklich und dankbar, dass die Clowns sich extra Zeit für sie genommen haben.

In manchen Situationen, wie zum Beispiel bei frisch operierten Kindern, die sehr verängstigt sind, können die Clowns besonders wertvoll sein. Sie machen sich klein, um das Kind nicht zu überfordern, und bieten neugierige Aktivitäten an, um die Angst zu lindern. Indem sie zum Beispiel Seifenblasen durch das Zimmer ziehen, können sie das Kind dazu animieren, sich zu bewegen und die Angst für einen Moment zu vergessen. Torsten Kiehne beschreibt diese Momente als "einfach wunderwunderschön". Sein Motto ist: Humor baut Brücken, von Mensch zu Mensch. Er kann „immer nur dazu auffordern, den Dachverband zu unterstützen.“



Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Forschung und Praxis


Der Einsatz von Clowns in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Immer häufiger werden sie in Deutschland und anderen Ländern eingesetzt. Viele Einrichtungen erkennen, dass der Einsatz von Clowns eine wertvolle Unterstützung darstellen kann. Durch ihre Performance und die Interaktionen mit den Patient:innen wird eine positive Atmosphäre geschaffen. Humor und Freude bieten eine temporäre Ablenkung und Verbesserung des Wohlbefindens. Dies kann die Heilung unterstützen. Wissenschaftliche Forschungen, unter anderem initiiert durch den Dachverband, haben diese Aussagen untersucht.


So ist vor kurzem die CAsHeW -Studie veröffentlicht worden. CAsHeW steht für „Clownsinterventionen in Altenhilfeeinrichtungen - soziale Hilfeleistung unter Berücksichtigung emotionaler Wesensaspekte“. Diese Studie, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit und durchgeführt von der Technischen Hochschule Deggendorf – Fakultät Angewandte Gesundheitswissenschaften, hat die Rolle von Clowns in Altenhilfe-Einrichtungen untersucht und kommt zu einem positiven Ergebnis. Die Arbeit der Clowns steigert das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner in Senioreneinrichtungen, was sich auch auf das Personal überträgt. Clowns leisten somit wertvolle präventive und therapeutische Arbeit.


Eine andere Studie von Greifswalder und Berliner Wissenschaftlern hat 2015 bewiesen, dass kranke Kinder, die vor Operationen von Klinikclowns begleitet wurden, einen höheren Anteil des „Glückshormons“ Oxytocin im Blut haben, als andere Kinder. Das führt dazu, dass die von Clowns besuchten kleinen Patient:innen weniger Beruhigungsmittel brauchen und weniger Angst haben.

Darüber hinaus haben weitere Studien in Bezug auf die Wirksamkeit ähnliche Ergebnisse erzielt, wie zum Beispiel die Studie der Universität von Tel Aviv im Jahr 2016 und die Studie der Universität von Rio de Janeiro im Jahr 2019. Es gibt jedoch auch Untersuchungen, die keine signifikanten Ergebnisse gefunden haben. Ein Beispiel ist eine Studie der Universität von Sydney aus dem Jahr 2018. Sie untersuchte, ob der Einsatz von Clowns in einem Krankenhaus in Australien das Wohlbefinden von Patienten und ihren Angehörigen verbessern kann. Die Studie stellte keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu einer Kontrollgruppe fest.



Ein Blick auf die Kritik


Es existieren sowohl positive als auch negative Stimmen zu dieser Thematik. Die kritischen Stimmen lehnen den Einsatz ab. Sie befürchten, dass Clowns in manchen Situationen unangemessen sein könnten. Vereinzelte Expert:innen stützen sich auf die mangelnde Evidenz und zweifeln an der Wirksamkeit. Es ist zu beachten, dass die Ergebnisse von Studien variieren. Deswegen kann nicht abschließend bestätigt werden, ob der Einsatz von Clowns in medizinischen Einrichtungen in allen Situationen wirksam ist. Dennoch ist die Anerkennung allgemein stark und es gibt viele Beispiele von erfolgreichen Einsätzen, die das Wohlbefinden verbesserten. Entscheidend ist, dass die Einsätze sorgfältig geplant und die Bedürfnisse sowie Wünsche der Einrichtungen und Patient:innen im Vordergrund stehen.



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