top of page

Weekendschool “Gemeinsam zeigen wir, was geht”

Perspektiven für die, die keine haben - Dieses Ziel haben sich die Mitglieder des Vereins Weekendschool gesetzt. Der 2017 gegründete Verein bietet Kindern aus Stadtteilen mit niedrigem Sozialindex in Hamburg Samstagskurse mit Perspektive an. Jedes Wochenende werden Experten aus einem Beruf eingeladen, der den Schüler:innen aufzeigen soll, wie der vorgestellte Beruf aussieht, was man dort tut und wie man diesen auch erreichen kann. So soll den Kindern eine Perspektive geboten und praktisches Wissen vermittelt werden. Wir haben mit der Gründerin Monica Klein gesprochen, die uns erzählt, wie die Arbeit der Weekendschool abläuft.


© Weekendschool


Die Weekendschool startete im Jahr 2017. Es fing an mit einer Idee: “Kindern eine Perspektive aufzuzeigen, die (...) selten eine Perspektive bekommen”, erzählt uns Monica Klein. So suchte sie im Gründungsjahr Mitstreiter:innen, die Spenden sammelten, Kontakt zu Schulen aufbauten und ein Konzept für die Bildungsinitiative schufen. In Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg startete im Folgejahr 2018 das erste Pilotprojekt der Weekendschool. Die Studierenden sollten umfassende Rückmeldungen zum Programm und Konzept des Vereins geben und brachten auch das Feedback der teilnehmenden Kinder mit ein. Diese waren hellauf begeistert. Ein Kind sagte zu Monica Klein sogar: “Wie? In den Ferien ist nix? Das ist aber doof!”. Im Anschluss verfeinerte die Gruppe ihr Angebot und startete im folgenden Schuljahr mit der ersten kompletten Gruppe von Schüler:innen der fünften Klasse.


Die Vorbilder


Der Inhalt, der den Schüler:innen bei der Weekendschool maßgeblich mitgegeben wird, ist die Beschäftigung mit den Vorbildern. Im Prinzip kann jeder als Vorbild für die Kinder tätig werden. Jeder Berufstätige kann für die Teilnehmenden der Weekendschool interessant sein. Die Vorbilder sollen den Kindern als Inspiration für ihre Zukunft dienen und ihre Arbeit vorstellen. Ein besonderer Fokus wird dabei darauf gelegt, Berufe vorzustellen, die den Kindern sonst im Alltag nicht begegnen und große Perspektiven aufmachen. Vorgestellt werden den Teilnehmenden also eher Berufe mit hohem Bildungsgrad als die klassischen Ausbildungsberufe, also eher der Richter als der KFZ-Mechatroniker, weil “den kennen sie bereits aus ihrem Umfeld und der wird ihnen später von der Jugendberufsagentur sowieso vorgestellt”, erklärt uns Monica Klein. Der Bildungsinitiative geht es vor allem darum, den Teilnehmenden Jobs vorzustellen, die Kindern aus Stadtteilen mit niedrigem Sozialindex selten präsentiert werden. Außerdem geht es dabei nicht nur um die Vorstellung des einzelnen Berufs an sich, sondern auch des Berufsfeldes. Die Gründerin erzählt uns von einem Besuch an einer Forschungseinrichtung in Hamburg. Die DESY forscht im Bereich Physik auf internationalem Niveau und wurde von der Weekendschool besucht. Hierbei sollte zum Einen der Beruf des Wissenschaftlers vorgestellt, aber gleichzeitig auch Begeisterung für das Berufsfeld um die Einrichtung herum erzeugt werden. Denn bei der DESY arbeiten keineswegs nur Physiker:innen, sondern beispielsweise auch Elektriker:innen oder IT-Angestellte. So will die Weekendschool den Kindern die weite Berufswelt öffnen und ihnen Perspektiven aufzeigen, die sie sonst vielleicht nie gesehen hätten.


© Weekendschool


Ein Samstag bei der Weekendschool


Um 11 Uhr beginnt an 70 Samstagen im Jahr das Programm der Weekendschool. Alles startet mit der Morgenrunde, bei der die Kinder erst einmal abgeholt werden. Da die Kinder nur einmal die Woche bei den Mitarbeitenden sind, soll hier ein Austausch stattfinden, um abzuklären, wie es den Teilnehmenden geht und was sie beschäftigt. Dann beginnt der Hauptteil des Tages. Das Vorbild für den Tag wird von den begleitenden Mitarbeiter:innen interviewt und soll so den Werdegang und die Arbeit vorstellen, die sie ausüben. Oft werden von den Mitarbeitern Fragen gestellt wie: ‘Warum ist dein Beruf für dich der beste?’ oder ‘Wie macht dein Job die Welt besser?’. Danach haben dann auch die Kinder die Möglichkeit, alle Fragen zu stellen, die ihnen einfallen. “Die Fragen gehen echt von: Wie hast du das geschafft? Wie kommt es, dass du dich das getraut hast? [...] Kann ich das als Mädchen auch machen?”, erzählt uns Monica Klein. Nach der Fragerunde können die Kinder dann in die Rolle des Vorbilds schlüpfen. Zusammen mit den Vorbildern entwickelt die Weekendschool praktische Aufgaben, in denen die Schüler:innen in kleinen Gruppen Aufgaben lösen sollen, die im Alltag des Berufs vorkommen. Alle drei Wochen macht die Gruppe auch eine Exkursion, bei der die Gruppen in die Einrichtung des Vorbilds fahren und sich das Geschehen vor Ort ansehen. Zum Beispiel fuhr die Weekendschool zum örtlichen Oberlandesgericht und konnte dort das Gebäude und die Abläufe beobachten. Hier konnten die Kinder in die Rollen von Staatsanwalt und Verteidiger schlüpfen und zusammen mit dem Richter eine Gerichtsverhandlung simulieren.



© Weekendschool


Ein anderer Ansatz


Im Gegensatz zum regulären Schulbetrieb ist die Weekendschool ein wertfreier Raum. Bei den Gruppenarbeiten werden keine Noten vergeben und es geht nicht darum, immer das perfekte Ergebnis zu erzielen. Vielmehr geht es den Mitarbeitenden um die Erfahrung, wie es sich anfühlt, den Beruf des Vorbilds auszuüben. So regen sie die Kreativität der Kinder an und müssen oftmals Überzeugungsarbeit leisten, dass ein erstelltes Plakat auch mit einem Rechtschreibfehler immer noch gut sein kann. Auch steht oft das Vermitteln von Soft Skills, wie Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeiten, klar im Fokus des Vereins. Ohne dass die Teilnehmenden merken, was sie gerade eigentlich lernen, können sie sich in den praktischen Arbeiten diese Soft Skills spielerisch im Austausch mit den anderen Gruppenmitgliedern aneignen. Monica Klein erzählt uns, dass sie mit ihrer Arbeit auch versuchen wollen, das Bild, das die Vorbilder von Kindern aus solchen Stadtteilen haben, verändern wollen. Um die Chancen der Kinder im späteren Leben zu verbessern, ist es für den Verein sehr wichtig, dass die Vorbilder sehen, dass auch diese Kinder sehr ambitioniert, kreativ und vor allem interessiert sind. Da die eingeladenen Vorbilder oft in unternehmerischen Entscheidungspositionen sind, wollen sie dadurch die Chancen der Kinder auf Praktikums- oder Ausbildungsplätze in der Zukunft verbessern und Vorurteile abbauen. Monica Klein erzählt uns auch stolz, wie die Weekendschool Mut spenden kann. Vier ehemalige Teilnehmerinnen seien jetzt Schulsprecherinnen geworden und gaben das Feedback, dass das Programm, was sie durchlaufen haben, maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sie sich das jetzt getraut hätten. Aber auch aufseiten der Eltern hat der Verein diese Rückmeldung erhalten. So wird uns von einer Mutter berichtet, die während eines Besuchs zuhause den Mitarbeitern erzählte, dass sie durch die Erzählungen ihres Kindes von der Weekendschool den Mut fassen konnte, sich beruflich neu zu orientieren. Oft werden nämlich Menschen im Programm vorgestellt, die keinen geradlinigen Lebenslauf haben, sondern sich auch getraut haben, das Alte liegen lassen und mit etwas Neuem zu beginnen. Für ihre Arbeit ist die Weekendschool im Jahr 2020 auch mit dem Engagement Preis der Stiftung für Engagement und Ehrenamt ausgezeichnet worden und plant bereits weitere Standorte in Hamburg und Berlin zu eröffnen.


© Weekendschool


Unterstützung der Arbeit


Die Arbeit der Weekendschool lässt sich auf viele Weisen unterstützen. Selbstverständlich freut sich der Verein sehr über finanzielle Spenden. Dafür findest du hier ein online Formular, über das du jederzeit ganz einfach die Arbeit der Mitarbeiter unterstützen kannst. Aber besonders freut sich das Team der Weekendschool über neuen Zuwachs! Einerseits werden hier Menschen gesucht, die Lust haben, die Kinder während des Programms zu unterstützen und bei Fragen und Problemen zu helfen, andererseits sucht der Verein auch Ehrenamtliche Helfer:innen für Hintergrundtätigkeiten, wie Social Media, IT oder auch Buchhaltung. Mehr Informationen, wie du bei der Weekendschool mitarbeiten kannst, findest du hier. Wenn du noch mehr über die Weekendschool erfahren möchtest, dann schau doch mal auf der Webseite vorbei! Erzähl uns doch gerne in den Kommentaren unter diesem Artikel was Du von der Arbeit der Weekendschool hältst! Könntest Du dir auch vorstellen, als Vorbild mitzuwirken?

bottom of page