Welternährungsorganisation - Saving Lives, Changing Lives
Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (WFP) wurde 1961 im Zuge einer Hungersnot im Sudan als operativer Arm der Landwirtschaftsorganisation FAO gegründet. Die internationale Institution ist die größte Organisation für Ernährungshilfe weltweit und kümmert sich um alle Themen der Ernährung, von Nothilfe bis zur Unterstützung im Aufbau langfristiger Lösungen. Laut dem jährlichen Report der Organisation zum weltweiten Hunger sind 349 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Davon leiden derzeit 193 Millionen Menschen unter kritischem Hunger und die Tendenz ist steigend. Während im Jahr 2018 diese Zahl bereits auf 113 Millionen gedrückt werden konnte, stieg die Anzahl der Hungerleidenden innerhalb von 3 Jahren um 80 Millionen Menschen. Der deutsche Pressesprecher der Organisation Martin Rentsch hat uns in einem Interview von der Arbeit der Organisation berichtet.
Nothilfe - dort, wo es am meisten gebraucht wird
Der größte Teil der Arbeit der Welternährungsorganisation stellt die Ernährungsnothilfe dar. Vor allem nach Naturkatastrophen und in Krisengebieten hilft die Institution mit Nahrungsmittellieferungen, um den Hunger in der lokalen Bevölkerung einzuschränken. Hierfür verfügt die Organisation über ein großes weltweites Logistiknetzwerk, um möglichst schnell Hilfe leisten zu können. Dazu gehören beispielsweise LKWs und andere gecharterte Transportmöglichkeiten, wie Flugzeuge und Helikopter, aber auch humanitäre Depots, in denen Nahrungsmittel für Notfälle gespeichert werden können. Martin Rentsch erzählt uns beispielsweise, dass jeden Tag 5600 LKWs und dutzende Flugzeuge und Schiffe für die Organisation unterwegs sind, um Nahrungsmittel oder andere benötigte Güter in Gebiete zu bringen, in denen humanitäre Hilfe geleistet wird.

© World Food Programme (WFP)
Die Bedürfnisse der Menschen werden fortlaufend analysiert. In fast allen Ländern und Regionen unterhält das WFP lokale Angestellte, die sich mit den konkreten Verhältnissen in allen Regionen der Welt auseinandersetzen und regelmäßig Bericht erstatten über die Situation der Nahrungsversorgung. Mit diesen Daten ist es der Organisation im Notfall schnell möglich herauszufinden, wo die akuten Probleme liegen und die nötigen Maßnahmen zu identifizieren. Wo es möglich ist, setzen die Helfer nicht auf Lebensmittelkonvois sondern auf Bargeld. In den Gebieten, in denen ein funktionierendes Wirtschafts- und Währungssystem existiert, also die grundlegende Versorgung mit Lebensmitteln über den Markt möglich ist, wird dieser auch genutzt. Dies gestaltet sich als einfacher und günstiger für die Institution, als würdevoller für die Hilfeempfänger und stärkt dabei auch die lokale Wirtschaft.
Langfristige Hilfe - Resilienz gegenüber zukünftigen Krisen
Neben der humanitären Hilfe in Krisensituationen arbeitet die Welternährungsorganisation auch an der langfristigen Sicherung der Ernährung. Martin Rentsch erzählt von einem Projekt in der Sahel-Zone, dem Gebiet zwischen der Sahara im Norden und der Savanne im Süden. Hier wurden bereits 158 000 Hektar Land durch Bemühungen der Institution rehabilitiert und begrünt. Allerdings beschränken sich die Maßnahmen dort nicht nur auf die Rückgewinnung von Wüstenflächen. Das Konzept ist allerdings ganzheitlicher, zum Beispiel führt die WFP Straßenbau oder auch Schulmahlzeitprogramme durch. So werden Schulmalzeiten finanziert, um mehr Kinder und Familien mit Schulprogrammen zu erreichen und so die Bildung in diesen Ländern zu fördern. Weitere Eindrücke zu dem Projekt in der Sahelzone findest Du hier. Solche Projekte werden in vielen Regionen durchgeführt. Eine Übersicht über alle Projekte kann auf der Website gefunden werden.
Diese langfristigen Projekte haben nicht nur einen positiven Effekt auf die Ernährungssicherheit der Menschen vor Ort. Martin Rentsch erklärt: “Wenn wir Land wieder begrünen, dann kühlt sich der Boden ab, dann regnet es vielleicht in manchen Gebieten wieder mehr, dadurch haben die Menschen wieder mehr Ernährungssicherheit – das heißt sie hungern nicht – dadurch wird vermieden dass die Leute vielleicht in die Nachbarprovinz ziehen wo es vielleicht zu ethnischen Konflikten kommen kann. Das heißt, wir stabilisieren Regionen. Durch Ernährungssicherheit kann man den Klimawandel bekämpfen, man kann die Grundlage für Frieden schaffen [...] und wir haben dann vielleicht weniger Konflikte. [...] Die Stellschraube Hunger ist eine ganz wichtige, um eine Lösungsmöglichkeit aufzuzeigen.”
Die heutige Situation
Das zweite Sustainable Development Goal, kurz SDG, fordert die Beendigung des Hungers auf der Welt bis zum Jahr 2030. Dies stellt das Hauptziel des WFP dar. Bis zum Jahr 2015 erschien der Hunger in der Welt als ein rückläufiges Problem. Die Zahl der Menschen in Armut und der Hungerleidenden ging stetig zurück und die Einhaltung des Ziels bis 2030 erschien als schaffbar. Martin Rentsch identifiziert drei Gründe für den Zuwachs des Hungers in den letzten Jahren. Die Coronapandemie traf durch ihre wirtschaftlichen Auswirkungen ärmere Länder sehr stark. Diese mussten sich gegenüber Institutionen schwer verschulden, da die Weltwirtschaft quasi zum Erliegen kam. Gefolgt sind Inflation und Wirtschaftskrisen, welche die Ernährungssicherheit vieler Menschen stark beeinträchtigt haben. Die Klimakrise wird als zweites vom Pressesprecher genannt, da sie mit ihren Auswirkungen an vielen Orten den Hunger verstärkt hat. Schließlich kommt er auf den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Als einer der weltweit größten Exporteure für Getreide spielt die Ukraine eine wichtige Rolle für die Ernährung der Welt, demnach hat dies auch einen großen Effekt auf die Preise für Nahrungsmittel weltweit. Während die Ausfuhr von Getreide über das Schwarze Meer lange durch den Krieg in der Ukraine nicht möglich war, sind die Schiffsrouten nun durch das im Juli beschlossene Getreideabkommen wieder offen. Im November war es der WFP beispielsweise wieder möglich, 25.000 Tonnen Getreide aus der sog. Kornkammer der Welt nach Äthiopien zu verschiffen.

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Woher kommt das Geld?
Das WFP ist eine freiwillige internationale Organisation. Das bedeutet, dass eine Mitgliedschaft eines Staates in der UN nicht automatisch eine Finanzierung des Programms beinhaltet. Somit sind die Projekte der Organisation auf die freiwillige Finanzierung durch Staaten, Unternehmen und Privatpersonen angewiesen. Nach den USA war Deutschland im Jahr 2019 der zweitgrößte Geldgeber für das Welternährungsprogramm der UN. Hierbei werden zwei Arten von Geldmitteln unterschieden. Einerseits entwickelt das WFP konkrete langfristige oder kurzfristige Projekte und stellt diesen den Entwicklungshilfe Institutionen der Staaten (z.B. Entwicklungsministerium in Deutschland) vor und bittet um Mittel zur Finanzierung. Andererseits verfügt das WFP auch über nicht zweckgebundene Mittel mithilfe derer in konkreten Situationen schnell geholfen werden kann, ohne lange bürokratische Wege gehen zu müssen. Vor allem Schweden wird von Martin Rentsch als Geldgeber für flexible Mittel positiv erwähnt.
Auch Privatpersonen und Unternehmen können das WFP unterstützen und Geld spenden. Eine gute Möglichkeit dafür ist die App “Share the Meal”. Dort kannst Du mit Kleinstspenden die Arbeit der Organisation unterstützen. Durch einen Klick in der App lässt sich einem hungernden Kind eine Mahlzeit schenken. Die Spende in Höhe von 70 Cent ist genug, um ein Kind einen Tag lang zu ernähren. So kann man, wenn man sich selbst zum Essen setzt, auch jemand anderem eine Mahlzeit schenken. Auch das Weitertragen von Informationen ist ein guter Weg, um gegen den Hunger auf der Welt zu helfen.