Weltwärts Pt.2 - Im Gespräch mit Luise Zupke
Teil 2 des Berichtes “weltwärts”. Diesmal haben wir mit Luise Zupke gesprochen, die 2013 ihre Reise als Teilnehmerin des “weltwärts” Programms startete. Mehr zu ihren Erlebnissen in diesem Bericht.
Luise wurde durch Erfahrungen von Bekannten auf “weltwärts” aufmerksam. Zwar hatte sie zunächst Bedenken, da sie nicht wusste, ob sie für einen Freiwilligendienst geeignet sei, doch diese Ängste lösten sich schnell. Letztendlich landete Luise in Argentinien – ein Land, das viele Chancen birgt. “In Argentinien hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich als Person gesehen wurde, die bestimmte Fähigkeiten und Stärken hat”, so Luise über ihre Zeit bei “weltwärts”. Trotz einiger schwieriger Momente, beispielsweise der Eingewöhnung in einem für sie völlig fremden Land, boten sich während des Auslandsaufenthalts neue Möglichkeiten, nicht nur Argentinien, sondern auch sich selbst kennenzulernen. In einem Rundbrief beschreibt Luise ihre Erfahrungen als “riesiges Geschenk, das ich immer wieder öffnen möchte und in der Zukunft bestimmt auch tun werde”. Ihr sei es vor allem wichtig, auf ihren Erfahrungsschatz weiterhin zugreifen und daraus Motivation schöpfen zu können.
Luises Freiwilligendienst dauerte knapp 12 Monate und fand in Galeguaychú, Argentinien statt. Ihre Aufgabenbereiche umfassten die Projektmitarbeit in einem Kindergarten sowie die Hilfe bei Arbeiten innerhalb der Kirchengemeinde des Ortes. Dabei gestaltete sie Gottesdienste, organisierte AGs und betreute Kinder zwischen 0 bis 4 Jahren.
Positive Erlebnisse überwiegen klar
“Für mich war besonders, wie schnell ich mich dann doch verständigen konnte. Das war dadurch möglich, dass ich jeden Tag ausschließlich mit Spanisch [...] konfrontiert war. Beim Skypen mit meiner Familie musste ich nach einer Zeit nach manchen deutschen Wörtern in meinem Gehirn kramen, auch wenn das total klischeemäßig klingt. [...] Auch heute gibt es bestimmte Ausdrücke, die ich emotional anders verknüpfe, als wenn ich dasselbe auf Deutsch sagen würde. Diese Verbundenheit berührt mich immer wieder”, gesteht Luise. Doch nicht nur die Verbundenheit zur Sprache hält bis heute an. Auch die Erkenntnis, dass sie mentale Stärke besitzt, spielt eine wichtige Rolle im Leben der jungen Frau.
Auch über ein negatives Erlebnis, das Luise zum Nachdenken brachte, schweigt sie nicht: “Im Kindergarten wurde eine neue Kraft eingearbeitet. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit in einer Gruppe, in der die Zusammenarbeit mit der Verantwortlichen etwas schwierig war. [...] Als sie mich vorstellte, sagte sie nur: ‘Ja, und das ist Luise. Eine der Freiwilligen, die aus Deutschland zum Putzen gekommen ist.’ Diese Aussage hat mich sehr verletzt.” Glücklicherweise bleibt diese Erfahrung eine der wenigen, auf die Luise heute weniger glücklich zurückblickt.

©weltwärts
Luises beruflicher Werdegang führt sie zu “weltwärts” zurück
Insbesondere auf die Erkenntnisse, die ihr die Zeit während des Auslandsjahres Luise vermittelte, möchte sie eingehen. Sie sei heute durch ihren Aufenthalt geprägt und blickt anders auf vorherrschende Machtdynamiken sowie Privilegien verschiedener Länder. Außerdem sei sie noch nie zuvor so stark mit sich selbst konfrontiert worden. Dies habe ihr geholfen, sich für einen beruflichen Weg zu entscheiden: Luise studierte im Bachelor Soziale Arbeit und im Master Internationale Soziale Arbeit, um globale Zusammenhänge besser verstehen zu können. Zusätzlich verstärkte sich in Argentinien ihr Glauben, sodass sie die Ausbildung zur Diakonin erfolgreich abschloss. Aktuell arbeitet sie als studentische Hilfskraft bei “weltwärts” und unterstützt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Schmunzelnd blickt sie auf ihren bisherigen beruflichen Werdegang zurück. Wieder bei “weltwärts” anzukommen, damit habe sie nicht gerechnet. “Ich bin unendlich dankbar dafür, dass mir das Jahr vor Augen geführt hat, wie Leben [...] gestaltet werden kann. In Deutschland wurden mir einige Wissensalternativen vorenthalten, weil meine Bildung immer sehr eurozentrisch geprägt war.” Durch ihren Aufenthalt in Argentinien sei ihr bewusst geworden, dass neue Perspektiven überaus erfrischend sein und neue Horizonte eröffnen können.
Abschließende Erkenntnisse
Einen für sie selbst wichtigen Aspekt benennt Luise: “Zunächst will ich mir ein Bild machen und Zusammenhänge versuchen zu verstehen, bevor ich mir ein Urteil darüber bilden kann. Wir müssen uns für Diskriminierung sensibilisieren und eine Antidiskriminierungskultur etablieren.” Luise betont, dass es wichtig sei, stets offen für neue Perspektiven zu sein und dem Bewusstseinsprozess Zeit zu geben. Ihr Appell lautet: “Lasst uns wegkommen von Leistungsansprüchen hin zu Lebensqualität, die sich durch wohlwollende, achtsame und wertschätzende Begegnungen mit unseren Mitmenschen auszeichnet.”
Weitere Informationen zum Auslandsjahr bei “weltwärts” findest du auf der Website sowie in unserem vorherigen Artikel.